Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Passionsgrube

Zwischen Bamberg und Nürnberg in der Fränkischen Schweiz ist eine »Passionsgrube«. In dieser Gegend lebte ein armer, jedoch rechtschaffener Bauer; der war ohne sein Verschulden tief in Schulden geraten. Morgen sollte er bezahlen, aber woher nehmen und nicht stehlen? Das machte ihn ganz traurig und mißmutig; auch in der Kirche ließ es ihn nicht, sondern trieb ihn hinaus in die Felsen und Geklüfte, wo er dann wie ein Verzweifelter umherging.

Wie er nun so in Gedanken wandelte, stand er auf einmal vor einer Höhle. Die Neugierde hieß ihn eintreten. Da glänzte und funkelte alles von reinstem Gold. Schnell raffte der Mann zusammen, was seine leeren Taschen und sein Hut nur fassen konnten, und fort ging's aus der Höhle, als wenn ihn der Wind entführte. Der erste Gang aber, den er machte, war zu seinem Gläubiger. Ein kleiner Teil des Goldes reichte hin, diesen zu befriedigen.

Aber das viele Gold erregte den Neid des Nachbarn, so daß er drohte, bei Gericht Anzeige zu machen. Der gutmütige Bauer erzählte den Hergang, entdeckte auch Zeit und Ort, da er zu seinem Schatz gekommen war.

Im darauffolgenden Jahr am selben Tag machte sich der Geizhals mit vielen Säcken auf den Weg zur Passionsgrube. Die Höhle fand sich, darinnen Gold in Fülle. Nun raffte der Geizhals nach Herzenslust, füllte Sack um Sack und dachte nicht mehr an den Rückweg. Auf einmal war die Öffnung der Höhle geschlossen; so mußte der Geizhals erbärmlich zugrunde gehen. Er hatte nicht gewußt, daß Passionsgruben nur so lange offenstehen, als der Geistliche in der nächstliegenden Kirche die Passion liest. Mit dessen letztem Wort schließen sie sich bis zum selben Tag des nächsten Jahres.

 


 


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