Wie tönt das Hifthorn helle
Im Forst am Roten Main,
Wie klafft das Jagdgebelle
Der Meute durch den Hain.
Es jagt mit Speer und Pfeile
Der Kaiser durch den Hag,
Er fliegt mit Sturmeseile
Dem Edelhirsche nach.
So geht's in raschem Jagen
Bis in den tiefsten Hain,
Urplötzlich fand mit Zagen
Der Kaiser sich allein.
Und horch – ein Brüllen schallte
Entsetzlich an sein Ohr:
Da stürzet aus dem Walde
Ein Auerochs hervor.
Wie funkeln seine Blicke,
Wie schnaubt das Nüsternpaar,
Der Kaiser nimmt die Tücke
Des Tiers erschrocken wahr.
Kaum greift er zum Geschosse
So stürzt es auf ihn los,
Da ward dem edlen Rosse
Der Tod auf einen Stoß.
Der Kaiser ruft mit Beben:
»O Gott und Vater mein!
Laß deines Knechtes Leben
Dir anbefohlen sein!«
Da springt mit blanker Wehre
Ein Jägersmann herfür
Und trifft mit seinem Speere
Das ungefüge Tier.
Laut scholl durch Berg und Tale
Des Urs Gebrülle nach,
Als er von gutem Stahle
Durchbohrt im Blute lag.
»Wer ist der treue Degen,
Der solche Stöße führt?«
Der Kaiser ruft's von wegen
Des Danks, so dem gebührt.
Ein Jäger, jung an Jahren,
Herr Walter ist sein Nam',
Den Kaiser zu bewahren
Von Gott gesendet kam.
Da griff nach seinem Schwerte
Herr Heinrich alsobald,
Zum Ritter ward der Werte
Geschlagen in dem Wald.
Der Kaiser brach vom Aste
Der Linde einen Zweig,
Des Waldes Zierde paßte
Als Ritterkette gleich.
Und würdiglich zu danken
Dem Ritter treu und wert:
Als Lehen ward in Franken
Ihm Seckendorf beschert.
Dort saß er und ergraute,
An Glück und Ehren reich;
In seinem Wappen schaute
Man stets den Lindenzweig. |