Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Wallfahrtskirche Zum Stock bei Walderbach

Eine liederliche Dirne scheute sich nicht, an einer in der Klosterkirche zu Walderbach stattfindenden Kommunion teilzunehmen in der Absicht, die heilige Hostie zu zauberischen Werken zu mißbrauchen. Kaum hatte sie die Hostie auf der Zunge, so löste sie diese geschwind und unbemerkt mittels eines Tüchelchens davon ab und wickelte sie ein. Im Nachhausegehen wollte sie denn nochmals um die Hostie umsehen; aber siehe – als sie das Heiligtum aus dem Tüchelchen hervorsuchte, erblickte sie daran einen Blutstropfen und war von Stund an nicht mehr imstande, das auf einem Baumstock ausgebreitete Tüchelchen aufzuheben – so schwer dünkte es ihr zu sein. Da sich nun die heilige Hostie vollends von selbst erhob und in der Luft mit himmlischem Glanz schwebte, lief sie vor Furcht und Angst davon.

Unweit des Stocks weidete eine Herde Schafe und Schweine, die von dem Wunder bezaubert herbeieilten, den Baumstock umringten und in stumme Andacht vertieft zu sein schienen. Als der Hirt danach näher kam und selbst den ungewöhnlichen Glanz erblickte, eilte er zum Kloster und zeigte das Wunder dort an, und sogleich begleitete der Abt das heilige Altarssakrament in einer feierlichen Prozession in die Kirche.

Als man aber am anderen Tag nach ihm sah, war es verschwunden, und man fand es wieder auf dem alten Stock. Dies veranlaßte den Abt, auf der Stelle darüber eine Kapelle zu bauen und die heilige Hostie zum ewigen Andenken in dem Tabernakel aufzubewahren.

Bald aber wurde das Wunder ruchbar, und fromme Wallfahrer eilten herbei von allen Gauen, und die Kapelle Zum Stock wurde bald eine schöne Kirche, die erst 1803/04 nach Aufhebung des Klosters verkauft und in eine Scheune verwandelt wurde. Noch sieht man an dem Plafond die im Jahre 1300 vorgefallene Geschichte mit der heiligen Hostie und das Weib in Gestalt einer Hexe abgebildet.

 


 


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