Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Kunigundis in Flammen

Von Hornthal.

                Als Kunigundis hatt' entsagt der Welt
Und den Sinn auf Höh'res gestellt,
Vom irdischen Tun und Treiben fern
Als Nonne lebt' im Kloster still
Und harrte da auf ihr letztes Ziel,
Liebt' sie in frommem Herzen gern,
Wenn sie des Tages mit brünstigem Gebet
Und Kasteiung sich der Buße befleißen tät';
Auch nachts, bevor sie zur Ruh sich legt',
Zu lesen noch in der Heiligen Schrift
Und sich herzinniglich zu erfreun,
Wie da drinnen so schlicht und recht
Gottes Worte geschrieben sein.

Und wieder einmal gerade sich's trifft,
Daß sie drinnen recht lang gelesen
Und, wie sie zuletzt ganz müde gewesen,
Sich legt auf ihr hartes Strohlager hin –
Denn andres Lager erlaubt sie sich nicht,
Dieweil sie lebt in strenger Bußepflicht –
Und schläft bald darauf recht friedlich ein.
Dabei tat sie viel Süßes träumen,
Wie sie geht in des Himmels Räumen,
Und die Engelein alle in goldnen Reihn
Mit lieblichen Grüßen zu ihr treten
Und mit ihr zum Herrn inbrünstig beten
Und wie der zu ihr spricht mit huldreichem Ton:
»Kunigundis, da, nimm die Heiligenkron'
Für dein mir gefälliges Leben zum Lohn!«
Und so noch gar manch himmlisch Spiel
Sie da im Traume umgaukeln will.

Bei ihr aber war ein Mägdelein,
Das pflegt immer mit ihr die Andacht zu üben,
Und weil es so frommen Gemüts und rein,
Tat sie es über die Maßen lieben.
Wie nun Kunigundis jetzt schläft so gut
In Gottes und der lieben Engelein Hut –
Das Mägdlein neben dem Bette sitzt
Und, daß es die Zeit gottgefällig nützt,
Zu Handen nimmt ein brennend Licht
Und liest noch in der heil'gen Geschicht!
Und weil sie daran sich so sehr erfreut,
Vergißt sie ganz die späte Zeit,
Mag der Ruhe gar nicht gedenken,
Zu Gott den frommen Sinn nur lenken.
Da aber befällt sie endlich des Schlafes Macht;
Und ob sie auch sein sich möcht' erwehren,
Muß sie ihm doch den Willen gewähren.

Als nun entschlummert die treue Magd,
Sinkt ihr das Licht aus der matten Hand
Und fällt auf Kunigundis' Bett,
Das alsogleich in Feuer gerät
Und prasselnd lodert auf in Brand,
Daß drob rings die Schwestern wachen auf
Und eilig stürzen herbei in Hauf'
Und heben ein gar kläglich Jammern an,
Als lächelnd sie schaun die heilige Kunigund'
Süß schlummern in heller Flammen Rund.

Die aber ist jetzt heiter erwacht;
Und wie sie sich schaut in des Feuers Macht
Und von gierigen Flammen ringsum bedecket:
Die Händ' sie gläubig zum Himmel ausstrecket
Und macht des heiligen Kreuzes Zeichen –
Da müssen die Flammen allplötzlich entweichen
Und unversehrt lassen sogar ihr Kleid
Und dann auf einmal erlöschen ganz.

Dann aber erhebt sie sich in Freudigkeit,
Und mit ihr die Nonnen allzumal
Und taten hinsinken vor ihrem Herrn und Gott
Und ihm danken mit tiefglühendem Gebet,
Dieweil er aus solch entsetzlicher Not
Die fromme Heil'ge errettet hätt'
Und an ihr, die ihn stets in Demut geliebt,
Seine Huld so wunderbarlich geübt.

 


 


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