Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Kolb von Wartenberg

Burg Wartenberg lag in der Nähe von Winnweiler und war die Wiege eines in jener Gegend vielgenannten Geschlechts. Einer davon war Franz von Sickingens Waffengefährte; später dessen Gegner.

Viel früher noch, in sagenhafter Vorzeit, tritt ein anderer dieses Stammes auf. Zu Worms war einmal ein großes Turnier, zu dem die Ritter aus nah und fern zusammenkamen. Unter denen, die zuerst in die Schranken ritten, tat sich der von Wolfseck aus dem Schwabenland hervor, indem er jeden Gegner in den Sand warf, so daß keiner mehr mit ihm stoßen wollte. Mit kecker Herausforderung sah er im Kreis der Ritter umher, ob es noch einer mit ihm versuchen möchte; dabei leuchtete aus seinen Blicken verachtender Hohn, mit dem er auf die Ritter des Rheinlands sah.

Das wurmte unseren Landsmann Kolb von Wartenberg, der eigentlich nur als Zuschauer gekommen war. Als er sah, daß sich niemand dem Schwaben gegenüberzustellen wagte, gedachte er die Ehre der rheinischen Ritterschaft zu retten.

Wie staunte da der bisherige Sieger, als doch noch jemand in den Schranken erschien; aber seine Haltung gab sogleich zu verstehen: Mit dir werde ich auch sogleich fertig sein.

Nach den üblichen Zeremonien rannten die Ritter aufeinander los, während aller Blicke auf ihnen hafteten. Furchtbar war der Zusammenstoß der gewaltigen Männer; die Splitter der Lanzen wirbelten hoch in der Luft, und – der Wolfsecker stürzte so heftig vom Pferd, daß er kaum mehr aufstehen konnte. Als er wieder zu Atem gekommen war, rief er voll Scham und Wut: »Der hat mich durch höllische Kunst besiegt; er steht mit dem Teufel im Bunde.«

»Das lügst du!« rief Wartenberg höchst empört. »Ein Zweikampf mit scharfen Lanzen soll dich dieser Lüge zeihen.«

Es blieb bei dem Vorschlag, und der Tag des Kampfes wurde festgesetzt.

An diesem Tag nun erschien der von Wolfseck mit alter Keckheit. Aber Wartenberg – blieb aus. Höhnisch fragte der Schwabe, ob denn niemand wisse, wo der tapfere Kolb bleibe? Doch als er triumphierend in den Schranken umherritt und Blicke voll Stolz auf die rheinischen Ritter schoß, sprengte auf schwarzem Roß ein Ritter mit geschlossenem Visier in schwarzer Rüstung herbei. Nur der Helmbusch war feuerrot. Da der Ritter Kolbs Wappen hatte, so ließ man ihn ein.

Und sogleich begann der Kampf. Schon beim ersten Zusammenstoß sank der Schwabe vom Pferd; der Schwarze aber flog im Sturm davon, und niemand konnte sagen, wohin er gekommen war. Als man den auf dem Boden liegenden Wolfseck aufhob, um ihm die Rüstung abzunehmen und ihn zu verbinden, sprach er mit matter Stimme: »Es ist unnötig. Wartenberg gab mir den verdienten Lohn; denn meine Knappen haben ihn gestern unvermutet überfallen und getötet.«

Gleich darauf war er eine Leiche.

 


 


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