Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Der Ritter vom Huneberg

Wenige bemooste Steine zeigen den Ort, wo vorzeiten die Burg Huneberg auf der Haardt, so genannt von den Hunnen oder auch von Hünen – das sind Riesen –, gestanden ist. Auf dieser Burg wohnte ein Ritter namens Schott, der war arm an Gütern, aber tapfer und frohen Mutes. Nur eines fehlte zu seinem Glück: eine Gefährtin in seiner Waldeinsamkeit. Weil aber die Töchter der Nachbarschaft reich und stolz waren, unterstand sich der arme Junker nicht, um die Hand eines adeligen Fräuleins zu werben.

Einmal zog er frühmorgens hinaus in den Wald. Es war ein schöner Tag, die Sonne vergoldete das taufrische Laub der Gebüsche, und die Vöglein begannen in den stillen Tälern ihre Lieder. Als so der Ritter seines Weges zog, sah er auf einmal ein kleines Männlein von wunderlichem Aussehen im Gesträuch sitzen. »Schenkt mir einen Bissen Brot«, sagte das Zwerglein, »mich hungert sehr.«

Der Ritter langte in seine Waidtasche, nahm von seinem Brot und Käse und reichte es dem Alten. Das Zwerglein bedankte sich fein und zog freundlich schmunzelnd von dannen.

Einige Tage danach zog der Junker wieder in den Wald. Da vernahm er auf einmal eine klagende Stimme, die um Hilfe rief. Sogleich ging er dem Ruf nach und sah unter einem Baum einen schönen Knaben sitzen; der bat ihn gar inständig, er sollte ihn doch nach Hause tragen, weil er sich im Wald verirrt habe und sich vor den Wölfen fürchte. Flugs hob der gute Ritter das Kind auf den Rücken und eilte lustig mit ihm von dannen nach einer ungefähr bezeichneten Richtung.

Endlich kamen sie an ein schönes Schloß, das von einem Teich umflossen war. »Wir sind am Ziel«, rief der Kleine und sprang munter vom Rücken des Junkers zur Erde. Es plumpste, als wenn ein schwerer Stein niedergefallen wäre, der Ritter schaute sich um und erblickte mit Staunen das Zwerglein, das er vor etlichen Tagen hungrig getroffen hatte. »Du wirst deinen Lohn finden«, rief der Kleine; »geh nur ins Haus da über die hölzerne Brücke.«

Mit diesen Worten verschwand der Zwerg, der Ritter aber ging neugierig und unverdrossen in das Schloß. Eine wunderschöne Jungfrau trat ihm entgegen. Die wohnte allein auf dem Schloß mit ihrer hochbetagten Mutter. Sie hießen den Fremdling herzlich willkommen und labten ihn gastlich mit Trank und Speise. Dem Junker aber ging das Herz auf bei dem Anblick der schönen, züchtigen Maid, und er fragte sie bald nach ihrem Stand und ihrem Herkommen. Da erzählte die Mutter, daß sie die Witwe eines Edlen von Schwanau sei, der auf dem Kreuzzug Friedrichs geblieben sei. Darauf begehrte der Junker die Hand des Fräuleins und erhielt sie.

Die Mutter aber fügte eine Bitte hinzu: »Wißt«, sagte sie, »edler Ritter, daß eine Weissagung in unserm Haus besteht. Die letzte Erbin dieses Stammes soll großes Glück erlangen, wenn sie auch in der Ehe den Namen ihres Geschlechtes trägt.«

Gern fügte sich der Junker dem Antrag der Mutter und führte die Jungfrau als Braut von hinnen. Das Geschlecht der von Huneberg und Schwanau ist erloschen, man weiß nicht einmal mehr, wo das Schloß Schwanau gestanden ist.

 


 


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