Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Geisterschlacht bei Neuleiningen

In der ersten Hälfte des zwölften Jahrhunderts ließ sich bei Neuleiningen ein seltsamer Spuk vernehmen. Aus einem Berg kam in gewissen Nächten eine bewaffnete Geisterschar hervor, um auf der nahen Ebene eine große Schlacht zu schlagen. Es kam jedermann vor, als stritten sie zu Fuß und zu Roß mit großem Getöse. Deutlich hörte man das Klirren der Waffen, das Schnauben und Stampfen der Rosse, das Stöhnen und Wehklagen der Verwundeten. Mit der neunten Stunde zog jedesmal das ganze Heer in den Berg zurück.

Drei Jahre lang dauerte dieses Wesen, und obwohl viele Menschen – gelehrte und ungelehrte – herzukamen, es mit anzuhören, so wagte doch niemand, sich dieser Geisterschlacht zu nahen. Endlich kam der Abt Rupert vom Kloster Limburg bei Dürkheim, ein gelehrter und frommer Mann, und wartete eines Abends unter Gebet auf die Geister. In Schlachtordnung rückten sie aus dem Berg hervor und kämpften länger und wütender als je. Als sie nun um neun Uhr den Rückzug antraten, stellte sich ihnen Abt Rupert am Berg gegenüber und beschwor sie im Namen Jesu, haltzumachen und ihm Rede zu stehen. Sie standen, und er fragte, wer sie seien.

Da sprach der vorderste von ihnen: »Wir sind die armen Seelen derer, die vor etlichen Jahren im Kampf gegen ihren rechtmäßigen Fürsten gefallen und unbegraben an diesem Berg liegengeblieben sind. Du siehst unsere Waffen; das Flämmchen aber, das du siehst, ist ein unerträgliches Feuer, das uns martert.«

Der Abt fragte, ob sie nicht erlöst werden könnten.

»O ja«, sagte jener, »durch Fasten, Beten, Almosengeben und Messelesen.«

Darauf schrien alle zusammen: »Orate pro nobis! Orate pro nobis!« und wurden ein Feuer und eine Flamme, bis sie im Berg verschwanden.

Dreißig Tage lang ließ der Abt täglich dreißig Seelenmessen lesen, dann begab er sich wieder auf das Schlachtfeld der Geister, aber diese kamen nicht mehr zum Vorschein, und statt des wilden Getöses und Klagens hörte er ihren Jubelgesang in der Höhe.

 


 


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