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Zu Tirschenreuth lebte ein lediger Schuhmacher, Johann Zottenmeyer mit Namen. Der wurde im Jahre 1632 samt Mutter, Bruder und Schwester von einem bösartigen Fieber befallen. Da hatte er bei sich im Haus ein Bildlein der Muttergottes gehabt und zu ihr seine Zuflucht genommen, worauf er bald mit Mutter und Schwester wieder gesund geworden ist. Voll Dank hing er das Bild an eine Linde bei einem Brunnen außerhalb der Stadt auf dem Weg nach Waldsassen.
Nun geschah es, daß im Jahre 1714 ein Brillenmacher namens Johann Georg Sondinger aus Dornstein bei Rötz diesen Weg zur Herbstzeit machte, um nach Leipzig zu reisen. Weil aber damals in der Oberpfalz eine Seuche herrschte, so wurde der Brillenmacher an der sächsischen Grenze angehalten und nach Eger zurückgeschafft. Dort benützte er das Bad und wurde krank. Seine Krankheit nahm zu, die Arzneien halfen nichts. Nicht mehr imstande, die Kosten zu bestreiten, entschloß er sich, wieder nach Hause zu gehen. Er kam bis nach Waldsassen, wo er so schwach wurde, daß er dableiben und sich niederlegen mußte.
Ein Fuhrmann von Waldsassen fuhr gerade nach Tirschenreuth, und so fuhr er denn mit diesem, wurde aber so krank, daß er glaubte, sterben zu müssen. So gelangte er, von brennendem Durst gequält, bis in die Nähe von Tirschenreuth, zu dem Brunnen bei der Linde. Er ließ sich vom Wagen heben, setzte sich zu dem Brunnen hin, trank und sah das an der Linde aufgehängte Marienbild. Da empfand er große Freude und lebendiges Vertrauen und trank, mit dem Herzen zur Mutter des Herrn gewandt, in kräftigen Zügen von dem lebendigen Wasser. Und siehe – er fühlte sich wundersam gestärkt, verweilte die Nacht in Tirschenreuth und setzte am anderen Tag gesund und froh seine Reise nach Schönficht fort. Dort gab er der Wirtin einen Siebzehner mit dem Bedeuten, daß damit das Bildnis der Muttergottes bei Tirschenreuth ein Dächlein erhalte, um gegen die Witterung geschützt zu sein.
Diesem Ereignis folgte die Kunde von anderen geschehenen Heilungen. Weit und breit kamen Pilger mit frommen Spenden herbei. Nun wurde das Bild vom Lindenbaum weg in die nahe Johanniskapelle im Friedhof außer der Stadt versetzt. Als der Zulauf des Volkes sich mehrte, so daß die Johanniskapelle die Menge nicht fassen konnte, kam das Bild am 30. November 1721 in die Pfarrkirche, wo eine eigene Kapelle dafür erbaut worden war.