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Sage von Chamerau, unweit Cham im Bayernwald.
Der Ritter von Chamerau hatte sein Auge auf die schöne Tochter eines Müllers im Regental geworfen, fand aber bei der sittsamen Maid kein williges Gehör. Eines Tages, als er in gewohnter Weise von seiner Feste auf Raub auszog, überraschte er die Jungfrau auf der Wiese ihres Vaters, wo sie das Linnen bleichte. Stracks faßte er den Entschluß, mit Gewalt zu nehmen, was ihm nicht in Gutem gegeben wurde, und er lenkte sein Roß vom Weg ab auf den Grasplatz hin.
Das Mädchen aber merkte noch zeitig genug des Ritters böse Absicht und suchte sich durch die Flucht zu retten. Wie ein gescheuchtes Reh lief es über die Fluren hin; nicht lange jedoch, so stand es am Ufer des Regen, über den an jener Stelle weder Brücke noch Steg führt. Vor ihr der Tod im Fluß, hinter ihr Entehrung und Schande – die Wahl war kurz, denn schon sprengte der Ritter mit seinem Troß näher heran. Mit dem Ruf: »Gott gnade meiner Seele!« stürzte sich die Jungfrau in die Fluten. Diese waren barmherziger als die Menschen und trugen sie nach einer Untiefe hin, wo sie festen Fuß fassen konnte.
Doch war sie noch nicht gerettet, denn der Verfolger setzte ihr auch in den Fluß nach, und bald hörte sie dicht hinter sich das Schnauben der Rosse und das Hohngelächter der wilden Schar. Mit einem Male aber war alles still, und als die Jungfrau sich umwandte, sah sie weder Ritter noch Knappen mehr, wohl aber eine lange Reihe ungestalter Felsblöcke, die vom Ufer bis über die Mitte des Flusses sich erstreckte. Die Hand Gottes hatte strafend den Wüstling und seine Helfershelfer erreicht.
Die Steine liegen noch heute im Regen, und man sieht sie, wenn man von Chamerau nach Roßbach hinuntergeht.