Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Der Teufelsstein (2)

Von F. Weiß.

1.
              Wie lustig regen sich die Hände
Bei Limburgs prächt'gem Klosterbau!
Bald naht er dem ersehnten Ende,
Schon ragt er hoch ins Himmelsblau.

Das große Werk, es ist gelungen,
Die Kuppel wölbt sich stolz und kühn,
Und schlank erheben, leicht geschwungen,
Die Türme sich darüberhin.

Wohl haben alle unverdrossen
Dem Werk gewidmet ihre Kraft,
Dem Herrn zu Ehren, der vergossen
Sein Blut für uns am Kreuzesschaft.

Doch unter allen sah man einen,
Der unermattet Tag und Nacht
Sich schleppte mit den schwersten Steinen,
Aus weiter Ferne hergebracht.

Vielleicht ein Sünder war's, getrieben,
Zu suchen der Versöhnung Glück?
Wohl war's ein Sünder, doch ihm trüben
Der Reue Tränen nie den Blick.

Der Teufel war's; ihm ward berichtet,
Ein Wirtshaus solle hier erstehn,
Drum hatt' er willig sich verpflichtet,
Handlangerdienste zu versehn.

 
2.
Zum Hochamt rufen laut die Glocken,
Von allen Seiten drängt die Schar
Der Gläubigen sich mit Frohlocken
Zum kerzenhellen Hochaltar.

Des Chores Feiertöne wogen
Zur Weihe durch das Gotteshaus,
Der Teufel merkt, er sei betrogen,
Und fährt in wildem Grimm hinaus.

Was soll er tun? Sein ganzes Dichten
Ist nun zur Rache hingewandt;
Nicht säumen will er, schnell vernichten
Will er das Werk der eignen Hand.

Tief stürzet er voll Schadenfreude
Hinab sich in der Erde Schoß
Und wühlt aus ihrem Eingeweide
Der Felsen fürchterlichsten los

Und eilet damit zu der Höhe,
Die gegenüber sich erhebt,
Wo Limburgs Tempel in der Nähe
Mit seinen Türmen aufwärtsstrebt.

Zertrümmern will er das Gebäude,
Das sich durch seine Kunst gefügt,
Das bald nur Trauer weckt, nicht Freude,
Wenn nun des Satans Tücke siegt.

 
3.
Im Himmel anders ist's beschieden,
Das Kloster steht in seiner Hut;
Nicht stören darf den Gottesfrieden
Des Frevlers unheilvolle Wut.

Schon hat er sich zum Wurf bereitet,
Da blendet Lichtglanz seinen Blick;
Ein Himmelsbote, weiß gekleidet,
Hält ihm die rohe Hand zurück.

»Was willst du tun?« spricht sanfter Stimme
In Glanz zerfließend, die Gestalt;
Der Teufel flucht in seinem Grimme,
Doch ihm entfällt der Stein alsbald.

Ermattet fühlt er seine Glieder,
Unfähig jetzt zu allem Tun;
Er setzt sich auf den Felsen nieder,
Um Kraft zu sammeln und zu ruhn.

Doch wie er sitzt, faßt ihn Entsetzen;
Der Stein erweicht sich unter ihm;
Wut muß ihm nun die Kraft ersetzen,
Er springt empor mit Ungestüm.

Und knirschend will den Stein er schwingen,
Um ihn zu schleudern auf sein Ziel –
Umsonst! Es will ihm nicht gelingen,
Er ist der höhern Mächte Spiel.

Stets rollt der Stein aus seinen Händen,
Sooft er ihn auch fassen will.
Er kann die Untat nicht vollenden
Und fliehet fort mit Wutgebrüll.

Und wo er saß, sieht man die Spuren
Tief in den Felsen eingedrückt,
Und wohinein die Krallen fuhren,
Da wird der Griffe Mal erblickt.

Noch ruhet auf derselben Stelle
Ein stummer Zeuge und allein,
Wo er entfiel dem Herrn der Hölle,
Auf hohem Berg der Teufelsstein.

 


 


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