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Von Adalbert Müller. – Die Geschichte vom Esel ist am Chor der Kirche abgebildet.
Einst kam ein welsches Mönchlein ins Land Und pilgerte aufwärts am Isarstrand; Der Schwarzrock ging müd und gekrümmt einher, Denn auf dem Rücken trug er schwer Ein Särglein in Gold und Steine gefaßt. Und wie er so langsam fürbaß zieht, Er tief im Tal eine Mühle sieht; Daneben im Garten ein Eslein grast, Ein feines Tier, gar feist und rund. Das Mönchlein besinnet sich zur Stund' Und geht hinab und ruft ins Haus: »Freund Müller, erheb dich, und komm heraus!« – Der drinnen fragt: »Was begehrst du mein?« – Der Mönch versetzt: »Dein Eselein Gib mir; denn sieh, ich trage schwer Und komme fern von den Bergen her, Und fern noch ist meiner Reise Ziel.« Der Müller staunt und sträubt sich viel: »Ei«, spricht er, »gäb' ich den Esel dir, Wer trüge Korn und Gemalm hinfür?« Drauf sagt das Mönchlein seinen Spruch: »Wir lesen im heiligen Bibelbuch: Als Jesus gen Jerusalem fuhr, Er fand eine Eselin auf der Flur, Die hat er zu einem Ritt begehrt, Der Bauer – ein Heide nur – gewährt' Alsbald dem Herrn; und du widersinnst – Ein Christ – meinem Heiligen den Dienst? Denn wisse, in diesem Särglein ruht Sankt Kastels Heiltum – sein Leib und Blut.« Der Müller hört's, und aufs Angesicht Er fällt und frommen Glaubens spricht: »Gelobt ist Gott, der solcher Gnad' Mich armen Sünder gewürdigt hat! Nimm hin, deine Fahrt sei benedeit!« Drob ist der Mönch gar hoch erfreut; Er setzt das Särglein hin ungesäumt Und spricht, indes er den Esel zäumt Und packt, ein segnend Scheidewort Und macht sich auf und wandert fort. Und unverdrossen bergauf, bergab Der Pater steht fast betroffen da Den Lobgesang, das Festgeläut |