Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Da Liab-Fraua-Summa

Von J. A. Pangkofer. – Sage aus dem Altmühltal, auch um Passau zu Hause, aber mit der Abweichung, daß hier statt der elftausend Jungfrauen die heidnischen Elben Begleiterinnen der Madonna sind.

        Wann koa Bloama mehr blüaht
Und koa Grasel schiaßt mehr,
Wann da Wind voar eahm 's Laubat
Treibt rauschat daher;

Nach den duslinga Tagn
Voll Trüabnis und Regn,
Wann ma wochalang d' Sunna
Kaam blinkatzen sehgn,

An an Samsta af oamal
Des Gwölkat vofliagt
Und d' Sunna 's erst Schneebel
Wegleckt und afziagt,

Daß en Samsta voar Abend
Da Liaben Frau z' Ehrn
De Sunna muaß scheina,
Kannst alle Tag hörn.

Daß aba füar 'n Spaathiargst,
Eh's en Schneesack ausschütt,
Si an exteran Summa
Vom Herrgott dabitt –

Da Unglauben halt's
Füar a damische Mär,
I aba woaß's bessa
Vom Weitasagn her.

Mit da Christenlehr hat si
Im freundlinga Gloat
Füar de heili Liabfrau
Aa d' Vorehrung vobroat,

Vobroat duarch de Lända,
Wo Hiargst und Auswiarts
A langweilige Winta
Oft weit übar Miarz

Vonanda tuat halten,
Daß en Summa – meim Oad! –
Kaam hundat Täg bleibn,
Daß a reifa kann 's Troad.

Doh kunnt sa si schicka,
Daß ma tausad kunnt' zähln
Von Wallfahrtenkirchen
Und kloane Kapelln

Af Bergnan, in Gründen
Schö baut, wia bekannt,
Da Liaben Frau z'Liab
Duarch de winterli Land.

De Liab und d' Vorehrung
De habn sie scho gfreut,
Net aba de grausli
Und lang Wintazeit.

Mal wia da Gott Vata
Im besten Hamor,
Da tragt sie sei Klag
Und schia woanerli vor.

Dear schmunzelt und sagt:
»I kann net vokeahren
De uaralt Weltordnung
Da Liaben Frau z' Eahren.

Sched oamal da Sunna,
Hab' i s' ghoaßen, daß sie steht;
An sellan Wirrwarri
Han i sidi vorredt.

No, i will mi b'raten
Mit en Geist und en Herrn,
Und laßt si was macha,
So tuan i's ja gern.«

De Liabfrau in ihra Demuat
Koa Wörtel mehr sagt,
Nua diamal beim Suh
A kloans Anmiarkerl wagt:

»Es is net wegn meina«,
Zuaraundelt s' eahm still,
»D' Uarahndel und d' Kinda
Dabarma ma zviel.

Der Alten, wer woaß's,
Ob s' en Auswiarts delebn,
Und de Kloana taat's wohl,
De erst 's Wurln anhebn.«

Da Liabherr sagt nixen,
Doh sei Muatta anschaugn
Tuat a herzli und laachlat
Mit zwoa feuchte Augn.

Es kimmt drüba ge'augat
Schon Allaseeln schiar,
Und d' Laubagiß genga,
Und 's Gras vobrennt d' Gfriar.

An en Samsta voneh
Is 's zon erstenmal gschehgn,
Daß a wachlata Sunnschei
Kimmt af Nebel und Regn.

Und warm wiar um Pfingsten
Und hell wiar im Mai
Siebn summerli Taag
Genga prächti vobei.

Viel Veigerl im Laubat
Wagn 's Blüaha nomal,
Viel voblüffte Vögerl
Hell singa duarchs Tal.

Und was sie vokrocha,
Wia's gwen so naßkalt,
Des schliaft wieda füara,
Des Jung und des Alt.

Es schreia de Kinda
Und tubeln und kraahn,
Und de Alten im laablaten
Sunnstrahl si baahn.

De Liabfrau vowoaß si
Vor Dank net und Lust,
Hat hundatmal d' Händ
Dem Gott Vata abkußt.

Vom Monta am Jarta
In a mondhellen Nacht,
Da hat de Liabfrau
A schöns Wunda vollbracht.

Mit de elftausad Jungfern,
Mit Engerln grad gnua,
Ziahgt s' duarch alle Land
Üba Berg, üba Flua.

Vor jedana Jungfer
Fliagt an Engerl voran,
An an güldana Rocka
Hat's Silbaseidn dran.

De Jungfern ummüaßi
Draahn d' Spindel mit Kunst,
Und alls übaweban s'
Mit silbana Gspunst.

De aufgehat Sunna
Trifft Wiesen und Hoad
Und Felda und Wälda
In an seidana Pfoad.

Es schimmat und flimmat,
Kannst schaugn kaam hin,
's helliacht Tau, gell, rot, blau,
Lauta Edelgstoa drin.

Z' Mittagn kimmt a Winderl
In Schloar eini waht's,
Und glanzate Strehn af
In d' Sunnstrahlen draht's.

S' fliagn hin, und s' fliagn wida,
Und hättst rechte Augn,
Kunntst d' Heiling und d' Engerl
Aa mitfliagat schaugn.

De hängan an jadem
A Fahnerl an Huat
Und haspeln eahm's umi,
Schau, voll Übamuat.

So hat de Liabfrau
Mit en prächtinga Gwand
Zon Dank füar 'n Nachsumma
Voziahrt ihra Land.

Und alle Jahr wieda
Voziahrt sie's seither,
Und wer si dran freut,
Dazählt weita mei Mär.

 


 


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