Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Eppelin von Gailingen (2)

Von V. B. Strauch.

                  Ins Tal der Wiesent schaut kühn und fest
Ein Schloß von felsigem Rande,
Dies war einst Epplins von Gailingen Nest,
Berüchtigt im fränkischen Lande,
Und noch heutzutag
Erzählet die Sag'
Von Epplins Schwänken und Kniffen
Und seinen verteufelten Pfiffen.

Er war ein gar trotziger, wilder Kumpan,
Mocht' keinem der Nachbarn gefallen,
Was war in der Gegend wo immer zu fah'n,
Schnell war es in Eppelins Krallen,
Und flink wie die Well',
Wie der Blitz so schnell,
War er hier und dort und zu Hause
Und schwelgt' beim gestohlenen Schmause.

Dies ging wohl mit richtigen Dingen nicht zu,
Sonst hätte man längst ihn gezwungen;
Doch wenn man ihn angriff, da war er im Nu
Von vierzehn Gesellen umrungen.
Drum war auch im
Land Die Sage bekannt:
Der Eppelin von Gailing und Dramaus,
Der reit' allemal zu vierzehnt aus.

Einstmals der Ritter ans Freien ging –
Er liebte die schöne Mathilde –,
Der Knapp' ihm die stattliche Wehr umhing
Und schmückt' ihn mit blinkendem Schilde;
Sein kühner Blick
Gab bei Schönen ihm Glück,
Er hatte sich nimmer betrogen:
Mathilde war ihm gewogen.

Und er ging zum Vater mit keckem Sinn,
Die Tochter zum Weibe begehrend.
»Nie wird meine Tochter Euch Gaudieb Gewinn!«
Sprach der Burgherr von Nürnberg verwehrend;
»Euch gebühret ein Strick
Ums freche Genick.
Flugs packt Euch aus unseren Mauern,
Sonst werdet zu spät Ihr's bedauern.«

Und der Ritter zieht ab mit der langen Nas'
Und macht sich behend aus dem Staube.
»Ha, wart nur, du Alter, dir nehm' ich den Spaß;
Der Geier holt dennoch die Taube.«
Und sein zärtlich Wort
Find't ein gutes Ort,
Sie folgt dem verkleideten Knappen,
Der sie holt mit gesatteltem Rappen.

Dies macht nun die Nürnberger Herren gar wild,
Sie können's nicht länger ertragen;
Sie ziehen hinaus mit Lanze und Schild,
Den Dieb auf die Finger zu schlagen.
Und gefangen im Streit
Kriegt Eppelin Zeit,
Im tiefsten Verliese bescheiden
Zum Galgen sich vorzubereiten.

Schon ist zum Tode die Stunde bereit',
Doch Eppelin sollte noch nützen;
Sein Rößlein, gar flink und gar tüchtig im Streit,
Mocht' gerne der Burgherr besitzen.
Doch das Roß trägt den Herrn
Und sonst niemanden gern,
Drum sollt' es erst Epplin besteigen,
Dem Burgherrn die Führung zu zeigen.

Man bringt ihn zum Walle, er schwingt sich aufs Roß
Und tummelt's in mächtigen Kreisen
Und lenkt es so zierlich, daß Ritter und Troß
Hoch Gaul und Reiter wohl preisen;
Da kocht ihm das Blut,
Es durchblitzt ihn der Mut,
Und im Nu ist die Rettung gelungen,
Der Graben der Burg übersprungen.

Nun lachet sich Epplin die Haut erst recht voll,
Den Nürnberger Herren zum Spotte,
Und treibt er sein Wesen erst ernstlich und toll
Mit seiner verwegenen Rotte.
Kein Eimerchen Wein
Kam nach Nürnberg hinein
Vom Leisten und Stein und Randsacker,
Den er nicht gezehntet, der Racker!

Die Nürnberger Herren, die stehen und schaun:
»Ha, das ist des Teufels Genosse!«
Doch eh' sie dem eigenen Auge noch traun,
Ist längst er staubaus mit dem Rosse.
Und von der Stund'
Ist das Sprichwort kund:
In Nürnberg wird keiner gehangen,
Es sei denn, er wäre gefangen.

 


 


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