Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Kunigundes Ring

Von G. F. Keller. – Noch gehen etliche Sagen von Kunigunde, wovon hier nur erwähnt werden soll, wie K. vom Teufel in Rittergestalt versucht wurde. Auch wird in Bamberg erzählt, Kunigunde sei eines Tages bei großer Hitze durch einen Weinberg gekommen, habe einen Pfahl mit Reben ausgezogen und als Fächer gebraucht. Als sie damit zur Kirche gekommen sei, blieb die Tür versperrt, bis sie den Pfahl wegwarf und den Fehltritt bereute.

              Der Frühling stieg vom Himmel nieder
In feierlicher Jugendpracht;
Es hellte sich des Winters Nacht,
Und aus den Felsen strömte wieder
Der Quellen silberrein Kristall,
Es sang im Hain die Nachtigall.

Da lud des Lenzes freundlich Grüßen
Hin zu dem neubelebten Hain
Die reine Kunigundis ein,
Das Fest der Schöpfung zu genießen.
Aus Babenberg mit heiterer Brust
Geht sie und schlürft des Frühlings Lust.

Ihr folgen viele Kammerfrauen –
Es war ihr Marschalk auch dabei –;
Sie fühlen ihre Brust so frei,
Als sie das rege Leben schauen.
Dem Herrn, der über Sternen geht,
Dankt ihr inbrünstiges Gebet.

Und als sie hier in frommem Sinnen
Andächtig still beisammen stehn
Und Gottes schöne Gaben sehn,
Hört man der Glocken Spiel beginnen
Zu Babenberg. Zum Beten zieht
Von neuem sie das Morgenlied.

Und als sie das Gebet geendet,
Der feine Marschalk dieses spricht,
Als er mit heitrem Angesicht
Sich zu der Kaiserin gewendet:
»Hört Ihr, wie Euer Glöckelein
Vor Heinrichs Glocke tönt so fein!

Wie tönet es so rein und helle,
So rein wie Eure edle Brust;
Wer lebt, dem nicht mit hoher Lust
Bei dem Getön die Seele schwelle?
Ihr seid des Kaisers schönste Zier,
Drum Euer Glöcklein tönt herfür.«

Und alle Kammerfrauen nicken
Dem Marschalk ihren Beifall zu;
Doch Kunigund in heil'ger Ruh',
Mit tief gesenkten Demutsblicken,
Sprach zu dem feinen Mareschall
Mit ihrer Stimme Silberschall:

»Nicht also, Marschalk, müßt Ihr sprechen;
Die Demut ist des Weibes Pflicht.
Besitzet es die Tugend nicht,
Wird bald der Kranz des Ruhmes brechen.
Es sei dem auserwählten Mann
Des Weibes Herz stets untertan.«

Und von des Fingers schöner Runde
Nahm einen zarten, goldnen Ring,
Den sie von ihrem Herrn empfing,
Die demutreiche Kunigunde.
Sie hoch empor das Ringlein hält,
Es eilig dann nach Bamberg schnellt.

Und unsichtbare Hände tragen
Das Ringlein wie im wilden Sturm,
Hin in des Domes hohen Turm,
Es in die Glocke fest zu schlagen;
Es fließt der Glocke Silberstrahl
Nun leiser in das Frühlingstal.

Des Kaisers Glocke tönet lauter
Ins Weite nun voll Majestät,
Und Kunigundes Glöcklein weht
Zur Seite ihm nun leiser, trauter
Und kündet wie ein Cherubin:
Voll Demut sei des Weibes Sinn.

 


 


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