Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Sagen von Ortschaften, die vormals Städte gewesen sind

Zwei Stunden ostwärts von Landsberg liegt ein Dorf, das sehr steinigen Grund hat und den Namen Hofstetten führt. Die Bewohner dieses Ortes behaupten, daß ihr Dorf ehemals eine Stadt gewesen sei und bis zum sogenannten Schönen Büchel gereicht haben soll. Man hat auch öfters auf dem Feld Ziegel und andere Bausteine ausgegraben.

Von Schöngeising an der Amper, zwischen Fürstenfeldbruck und Grafrath gelegen, ist allgemein bekannt, daß hier die römische Stadt ad Ambras sich befunden und die Brücke über die Amper die Straße von Salzburg nach Augsburg fortgesetzt habe. Hier trifft man aber gegenwärtig nicht bloß auf einzelne Bausteine, sondern zuweilen auf ganze Grundmauern – wo jetzt Dorf und Feld stehen –, in den Wäldern aber Spuren von Äckern an.

Auch von Walchstadt sagen die Bewohner der Gegend, es sei hier eine Stadt gestanden, die von da bis nach Hochstadt gereicht habe. In Türkenfeld geht die Sage, daß ehemals dieser Ort eine Stadt gewesen sei, die von Burgholz bis Klotzau gereicht habe. Burgholz und Klotzau seien die zwei Edelsitze gewesen, die die Stadt bewachten. Eine Gasse im genannten Dorf heißt man noch den Schmiedenberg; hier sollen die Schmiede und andere Feuerarbeiter ihre Werkstätten gehabt haben.

Nördlich vom Schmiedenberg erhebt sich ein Hügel, dessen kugelförmige Spitze das Totenberglein genannt wird. Das Volk glaubt, hier sei ehemals die Richtstätte gewesen und nebenbei ein Totenacker. Man hat auf diesem Platz schon einige Male Totengebeine ausgegraben. Auch fand man früher bei Burgholz und Klotzau Ziegelsteine in der Erde sowie andere Baumaterialien. Besonders sind es römische Hufeisen, die hier häufig vorkommen, während die anstoßenden Waldgründe lauter Äcker erkennen lassen und voll von römischen Grabhügeln sind. Selbst Straßenüberreste hat man in dieser Flur entdeckt. Diese und andere Entdeckungen mögen die Sage von einer römischen Stadt begründet haben.

Südlich vom Dorf Traubing, in der Nähe eines kleinen Sees, den man Deichselfurther See nennt, links und rechts von der Landstraße, die von München und Starnberg nach Weilheim führt, befinden sich ziemlich hohe Hügel, auf denen ehedem Häuser, die Überreste einer alten Ortschaft (Stadt), gestanden haben sollen. Auf dem sogenannten Baderbüchel, sagt man, wäre die Kirche gewesen, und südlicher, wo noch eine viereckige Verschanzung eine alte Burg anzeigt, sei ein Schloß gestanden. Auf diesen Hügeln sind überall Spuren von Äckern sowie einzelne Römerhügel zu erkennen, daher wird angenommen, daß hier ein bedeutender Ort zu einer Zeit gestanden ist, wo das Tal von Traubing und Wieling noch ein Sumpf gewesen ist, der mit dem Meisinger See zusammen einen See gebildet hat, mit dem Deichselfurther See aber durch einen Ausfluß verbunden gewesen wäre.

Am südwestlichen Ende des Ammersees erhebt sich Dießen, ein alter Marktflecken, der ehedem sehr gewerbereich und wohlhabend war, nun aber seit Aufhebung der Klöster sehr herabgekommen ist. Man sagt, hier seien die Pontes Tessini über den dreiviertel Stunden breiten See gegangen, und eine Stadt sei dort gestanden, die den Namen Pontes Tessini getragen habe.

Auch die Bewohner von Utting wollen den Ruhm behaupten, daß ihr ansehnliches Dorf ehedem eine Stadt gewesen sei, die bis See oder Unterschondorf gereicht habe. Diese Stadt habe Urusa geheißen, und es seien bei Unterschondorf die Bäder gewesen, die reiche Römer angelegt hatten. Der nahe gelegene Wald, Zum Weingarten genannt, der den Hofmarchsherren von Greifenberg gehört, soll zu Weinbergen gedient haben. Man versichert auch, daß, wenn durch diesen Wald nahe beim Ammersee ein geladener Wagen fährt, ein klingender Schall vernommen wird, wie wenn ein unterirdisches Gewölbe vorhanden wäre. Die Ausgrabung von einer zweihundert Fuß langen Grundmauer im Jahre 1795, mit einem schönen Estrich von hartem Marmor, und die Entdeckung einer ebensolchen Mauer 1815 haben die Sage von einer ehemaligen Stadt nur bestätigt.

 


 


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