Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Ellafort

In einem schönen Tal des Steigerwaldes liegt eine Ruine, die vormals ein herrliches Schloß gewesen ist, Besitztum der berühmten Grafen von Spies. Im Munde des Volkes lebt noch die Sage vom Untergang dieses Schlosses und seines letzten Bewohners.

Ulrich von Spies war der letzte Sproß eines edlen Stammes; seinen Sohn hatte er in einem Gefecht verloren, und sein Töchterlein Ella war die einzige Freude seines Alters. Diese hatte ein heimliches Liebesverhältnis mit einem jungen Ritter, Rudolf von Zabelstein.

Als Ulrich entdeckt hatte, daß Ella zu seinem Todfeind, der ihm in einem Turnier die Ehre des Tages raubte, Neigung hege, tat er vor dem Bild des Gekreuzigten einen Schwur, er wolle nie zulassen, daß sich das Zabelsteiner Geschlecht mit dem seinigen verbinde; seine Ella müsse den Schleier nehmen; wenn nicht, so solle sie der schrecklichste Fluch des Vaters treffen. Es währte aber nicht lange, so war der alte Spies eine Leiche, sein Töchterlein beharrte um so mehr im Bund mit ihrem Zabelsteiner.

Schon war der Tag festgesetzt, da sie einander vor dem Altar die Hände reichen wollten, da soll sich des Vaters Leiche aus dem Grab gehoben und noch einmal den furchtbaren Fluch über die Tochter gesprochen haben, darauf sei ein gewaltiger Sturmwind gekommen, und das ganze Schloß soll in den Erdboden versunken sein.

Noch heute nennen die Leute diesen Ort die »Ellafort«. In Mondnächten erscheint Ellas Gestalt. Sie klagt und jammert und hält ein Kreuzbild umschlungen. Dann erhebt sich auch Rudolfs Geist aus den Trümmern des Zabelsteins und winkt der Braut von der Eichenhöhe. Wenn der Mond untergeht und die Sterne vor dem nahen Morgen erblassen, breitet Ella nochmals ihre Arme aus und versinkt dann wieder in ihr Trümmergrab.

 


 


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