Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Wolfgangskirchweih zu Ochsenfurt

Die Wolfgangskirchweih – jetzt das Bratwurstfest genannt – am zweiten und dritten Pfingsttag war ursprünglich, und zwar seit dem Jahre 1464, eine bloß kirchliche Feier. Am dritten Pfingsttag brachten die Bauern des Gaus ihre Pferde zur Wolfgangskapelle, ritten mit diesen dreimal um diese und erhielten über sie von dem unter der Haupttür mit dem Aspersorium stehenden Priester den Segen, damit sie in diesem Jahr vor Krankheiten und Unglück bewahrt bleiben möchten. Zum Anbinden der Pferde waren an der südöstlichen Seite des Kirchleins viele eiserne Ringe befestigt, und da die Pferde bei weitem nicht alle an das Kirchlein angebunden werden konnten, so waren auch außerhalb, in der den Kirchhof umschließenden Mauer, noch weit mehr Ringe angebracht.

Als in neuerer Zeit die Sitte abgestellt wurde, kamen dennoch die Bauersleute heimlich dahin und machten früh vor Tagesanbruch mit ihren Pferden den Ritt um das Kirchlein. Noch in der neuesten Zeit war ein an der Wand des Kirchleins links am Seiteneingang befestigtes Brett sichtbar, woran unverkennbar Spuren ex voto angenagelter Hufeisen waren. Der Zusammenfluß von Andächtigen am Kirchweihtag zog auch Bäcker, Metzger, Wachszieher, Zuckerbäcker und Schenkwirte herbei. Die einfache Labung artete jedoch aus, als die Metzger und die Wirte sich mit ihren Weinschenken in das benachbarte Wäldchen zurückzogen, ihre Bratpfannen mit Würsten aufstellten und Wein ausschenkten.

Seit einigen Jahren werden die Bratwürste nicht mehr in dem benachbarten Wäldchen des Kirchleins, sondern in der Stadt, in den sie umgebenden öffentlichen Gärten und Bierkellern, die immer von Fremden und Einheimischen an jenem Tag stark besucht werden, beim Spiel von Musikchören verzehrt.

 


 


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