Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Else Rehlinger

Else von Egen oder Argon, des Rehlingers Witwe, wurde um ihrer Schönheit willen von manchem Freier bedrängt. Endlich bot sie dem Ritter Marquard von Schellenberg ihre Hand. Als nun der Brautzug nach Seifriedsberg, dem Schlosse Marquards, daherzog, lauerte Kunz von Villenbach, ein verschmähter Liebhaber, mit zweihundert Reisigen im Wald bei Osterbuch, des Willens, dem Schellenberger die Braut mit Gewalt zu rauben. Der Brautzug mit vielen Wagen, nur von etwa vierzig Reitern geleitet, hatte sich zu Gessertshausen, wo gerastet und in der Kirche gebetet wurde, verspätet und war bei anbrechender Nacht weiter aufgebrochen. Das Brautpaar befand sich von Fackeln umgeben in der Mitte des Zuges. So gelangten sie in den Wald von Osterbuch, an die Stelle, wo der Villenbacher im Hinterhalt lauerte.

Da fliegt ein Pfeil aus dem Dickicht, und in demselben Augenblick sinkt der Schellenberger neben der Braut tot vom Pferd. Darauf stürzte der Villenbacher hervor, bemächtigte sich der schönen Witwe und brachte sie gebunden nach seiner Burg.

Diesen Mord und Straßenraub rächte Elses Bruder, Peter von Argon, der damals Bürgermeister in Augsburg war. Er vermochte den Rat zu dem Beschluß zu überreden, die Burg, von der soviel Unheil ausging, zu brechen. Die Reichsstadt bot demnach ihre Söldlinge zum Zug und zur Belagerung von Villenbach auf; an ihre Spitze trat ein von Else gleichfalls Verschmähter, Hans von Königseck, der sich indes großmütig auf seine Burg zurückgezogen hatte. Dieser lagerte sich vor Villenbach und forderte Kunz auf, die Geraubte herauszugeben und wegen des Totschlags und Straßenraubs Schadenersatz zu leisten. Der Antrag wurde zurückgewiesen, darauf wurde die Burg gestürmt. Kunz wehrte sich tapfer, erst beim dritten Sturm gelang es den Belagerern, die Burg zu erobern.

Während der Belagerung war Else, da sie Kunz' Anträge standhaft zurückwies, in ein Burgverlies gebracht worden; man hatte ihr noch acht Tage Bedenkzeit gestattet. In dem Augenblick der Erstürmung schleppte sie Kunz samt seinen Schätzen durch einen geheimen Gang aus der Burg und führte sie geknebelt von dannen.

Als Hans von Königseck die Burg leer fand, verteilte er seine Reisigen in Rotten zu zehn Pferden und ließ den Flüchtling nach jeder Richtung verfolgen. Es währte aber nicht lange, da erreichte Hans selbst in dem Wald gen Bocksberg die Fährte des Flüchtigen und stieß ihn in dem Augenblick nieder, als dieser zum Mord der schönen Else sein Schwert gezogen hatte.

Danach wurde die Burg Villenbach in Brand gesteckt und zerstört, Else aber wurde zu ihren Verwandten und ihrem Kind aus erster Ehe nach Augsburg gebracht. Dort reichte sie ihrem Befreier die Hand.

Noch erhält sich die Volkssage von der Belagerung und Zerstörung der Burg Villenbach in der Umgegend, und noch sind die Leute nach Schätzen lüstern, die Kunz bei seiner schnellen Flucht nicht mit fortschaffen konnte.

 


 


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