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Das Geschlecht der Edlen von Geyer, deren Stammburg halb zerfallen noch in Giebelstadt zu sehen ist, blühte im sechzehnten Jahrhundert in mehreren Linien im alten Tauber- und Gollachgau. Ein Graf von Geyer saß zur Zeit des Bauernkrieges auf der Burg bei Bieberehren. Eines Morgens in aller Frühe zog eine Schar bewaffneter Bauern gegen das Schloß heran. Noch lag der Ritter samt seinen Leuten sorglos im besten Schlummer, als auf einmal der Schrei des Wärters: »Die Bauern! Die Bauern!« durch die Räume des Schlosses drang. Leider war an Widerstand kaum zu denken, denn der Graf hatte erst vor wenigen Tagen den größten Teil seiner Reisigen zum fürstlichen Heer abgehen lassen.
Als nun die Bauern bereits zu stürmen begannen und schon die Schläge der Äxte ans Burgtor erdröhnten, faßte die Frau des Ritters den kühnen Entschluß, ein Wort des Friedens zu den wütenden Bauern zu sprechen. Sie war weit und breit als eine gute und menschenfreundliche Herrin bekannt und hatte wohl auch manchem aus dem Haufen der Bauern schon eine Wohltat erwiesen. Also trat sie ruhigen Antlitzes auf den Söller hinaus und beschwor den Haufen, ihr Obdach und ihr Leben zu schonen.
Sichtbar ergriffen vom Anblick der edlen Frau, gelobten die Bauern, ihrer Person kein Leid zu tun, aber die Burg samt Besatzung zugrunde zu richten. Kein Reden half, die Wütenden von ihrem Vorhaben abzubringen, nur erlangte die Edelfrau durch ihre Bitten noch die Erlaubnis, alles, was sie in einer Butte tragen könnte, mit sich zu nehmen. Nichts anderes als ihren teuren Herrn und Gemahl gedachte sie in der Butte aus dem Schloß zu bringen. Mit Anstrengung aller Kräfte gelang es ihr auch, die verdeckte Last aus der Burg in den benachbarten Wald zu schleppen, wo der Ritter ein sicheres Versteck unter dichtem Gesträuch zu finden glaubte, bis daß die Bauern wieder von dannen gezogen wären.
Aber bald tobte die rohe Horde mit Flüchen und Verwünschungen durch den Wald daher, denn sie suchten den Ritter, der ihnen entkommen war. Der hielt sich ruhig in seinem Versteck und wäre vermutlich den Händen der Verfolger entgangen, wenn nicht sein Hündlein mit lautem Bellen hervorgesprungen und so den unglücklichen Herrn verraten hätte. Sogleich drangen die Unmenschen auf den Entdeckten los und stachen ihn unter höllischem Siegesgeschrei nieder. Ein steinernes Kreuz, dessen Aufschrift leider verwittert ist, hart an der Mündung des Steinachbaches in die Tauber, soll die Stelle des Mordes bezeichnen.