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Von Isabella Braun.
1. | |
Weiche Sommerlüfte kosen In der nächtlich stillen Au; Blüten, Blumenkelche, Rosen Trinken süßen Abendtau; Gräser schwanken wie im Tanze, Elfen schweben im Gefild, Und der Mond im weichen Glanze Blicket auf das holde Bild. Auch der Donaustrom, der greise, Wallet hin im Wellengang, Feierlich, doch mild und leise Hält er seinen Abendsang. 's ist, als ob ein junges Leben Walte keck in seinem Schoß; Denn die Wellen senken, heben Glänzend sich und fessellos, Wiegen wie im Jugendspiele Leicht ein Schifflein her und hin; Nicht nach vorgesetztem Ziele Steuernd, liegt ein Schiffer drin. Glühend sendet er die Augen Auf die Wogen, monderhellt, All die Schönheit einzusaugen Dieser seiner Lebenswelt. Offen wie der Kelch der Blüte, Weich als wie der Blumenhauch Ist des Schiffers jung Gemüte, Wogend wie die Welle auch. Alle seine Liebeslieder Läßt er rauschen in die Flut, Und die Töne steigen nieder, Wo die Wassernixe ruht. Sieh – da tauchet aus der Welle Rasch und leicht die Nixe auf, Und der Mond wirft mild und helle Seinen Silberglanz darauf, Macht die blonden Locken leuchten Wie das Gold so hell und klar, Senket in den Blick, den feuchten Einen Zauber wunderbar. Und die Nixe lauscht der Lieder, Die der junge Schiffer singt; Mit der Welle auf und nieder Sie die zarten Glieder schwingt. In dem Nixentanze wieget |
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2. |
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Wie zog der silberne Mond heran So manche Nacht an dem Himmelsplan, Sich leise spiegelnd in Stromeswogen; Kein Schifflein kam mehr dahergezogen. Denn oh, vergessen in Lust und Scherz Hat bald der Schiffer das treue Herz! In neuem, seligem Liebesbunde Vergessen jene glückliche Stunde! Doch ihm zu eigen in treuer Lieb' Das Herz der glühenden Nixe blieb; Und Sehnsuchtstränen voll Schmerzensgluten Vermischen sich mit den kalten Fluten. Zum grünen Ufer, wo Blumen stehn, Wo Bäume kühlende Schatten wehn, Wo ausgeworfen die Angel hing, Die Nixe suchend den Liebsten ging. Da fand sie ihn endlich nach manchem Tage, Nach manchen Nächten so kummervoll! Da fand sie ihn endlich, und bange Klage Aus ihrem liebenden Herzen quoll: »O sei mein eigen in treuer Lieb'! So fleht die Nixe und ringt die Hand Da wendet ringend in Qual und Weh Doch weh! Es zürnet die Stromesfei! |
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3. |
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Wieder fuhr im schwanken Kahn Auf des Stromes leiser Bahn Hin der Schiffer liebewarm, Haltend nun sein Weib im Arm. Wieder tönen seine Lieder Froh und kräftig durch die Welt; Aber plötzlich still er hält – Denn er sieht die Nixe wieder! Sieht die starre Felsenmasse, Sieht das stiere, graue, grasse Angesicht der Liebsten sein! Da ergreift ihn heiße Pein, Da ergreift ihn Schreck und Grauen, Und sein Blut will stillestehen In dem furchtbar stieren Schauen, Denn er ahnet, was geschehen. – Von Verzweiflung wild gejaget Doch dieweil im schwanken Kahn Dreimal stieg die Sonn' herauf Aber immer harrt sie aus! Zitternd schleicht davon das Weib, |
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4. |
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Die Schiffer ziehen voll leichtem Mut Im schwanken Nachen durch Stromesflut, Sie halten fröhlich den Schiffersang Und lauschen munter dem Echoklang. Doch horch – zu Ende ihr Liedchen geht! Denn drinnen lebet das Nixenkind, |