Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die goldene Orgel

Eine Stunde von Albersweiler in einem schönen Tal liegt das Dorf Eußertal, das von einem ehemals bedeutenden, nun aber völlig verschwundenen Kloster den Namen hat. Nur der Chor der Klosterkirche steht noch und wird als Kirche benützt. Von dem ungeheuren Reichtum des Klosters weiß man mancherlei im Dorf zu sagen, besonders hört man viel von der goldenen Orgel reden, die ehemals in der Klosterkirche stand und beim Gottesdienst gespielt wurde.

Als das Kloster einmal von Feinden überfallen wurde, war denn auch dieser Schatz das erste, was die Mönche mitnahmen. Sie schafften sie an einen Sumpf, der sich damals im Tal ausdehnte, und versenkten sie möglichst tief in diesem. Aber umsonst hatten sie das kostbare Werk gerettet; sie mußten fliehen, starben in weiter Ferne, und ihr Kloster zerfiel in Trümmer. Wohl weiß man darum, daß die Orgel noch in der Nähe ist; aber wo sie liegt, ist allen unbekannt.

Um jedoch ihr Andenken zu erhalten und gleichsam immer wieder zur Suche nach ihr aufzufordern, steigt sie jedesmal nach sieben Jahren zutage und läßt um die Mitternachtsstunde ihre herrlichen Töne erschallen. Nichts gleicht dem zarten Hauch dieser goldenen Flöten bei der feierlichen Stille der Nacht in der freien Natur. Bald schwellen die Töne zu mächtigen Wogen an und rauschen durch das enge Tal hin; bald dämpft sich der Schall wieder und endet mit einem leise nachhallenden Echo in den Bergwäldern. Aber niemand wagt sich hin, den Meister zu schauen, der so die Töne in seiner Gewalt hat; und so bleibt es wohl immer der Zukunft vorbehalten, den herrlichen Schatz wieder ans Licht zu bringen.

 


 


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