Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Der Hirtenknabe bei Sankt Quirin

Von A. Lindner. – Sankt Quirin: Wallfahrtskirche unweit Neustadt an der Waldnaab.

        Es steht auf grüner Bergeshalde
Ein Kirchlein, Sankt Quirin genannt,
Beschattet rings vom Fichtenwalde,
Dem gläub'gen Volke wohl bekannt.

Hier weidete um Abenddämmern
Ein Knab' mit innig frommem Sinn,
Erflehend sich bei seinen Lämmern
Des Himmels Gnade zum Gewinn.

In stiller Andacht hingesunken,
Der Herd' nicht denkend auf der Flur,
Voll Dankesglut und liebetrunken,
Weiht er sich seinem Gotte nur.

Da öffnet sich des Himmels Pforte
Und Engelscharen, glanzumsäumt,
Versammeln sich am heil'gen Orte,
Dem Knaben ist, als ob er träumt.

Bald tönt es laut wie Glockenklänge
Und feierlich wie Orgelton;
Inmitten schallen Lobgesänge
Zum Glorienlicht auf Wolkenthron.

Zur Kirche schien die Flur gekehret,
Dem Knaben ward so wunderbar;
Gott will, daß man ihn hier verehret,
Dies stand vor seinem Geiste klar.

Nach Jahren glüht die Morgensonne,
Die Glocke ruft im hellen Klang
Das gläub'ge Volk strömt freud'ger Wonne
Zum Tempel hin in süßem Drang.

»Herr, laß mich deinen Weg bereiten«,
So fleht der Priester am Altar.
»Muß eine andere Herde weiden!« –
Ob's nicht der Hirtenknabe war?

 


 


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