Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die böse Müllerin

Sage der Umgegend Bambergs, ohne bestimmte Örtlichkeit, die der Erzähler, ein Bamberger Gärtner, nicht anzugeben wußte.

Es war einmal vor langer Zeit ein ehrlicher und braver Müller, der hatte einen bildsauberen Burschen im Dienst, Niklas mit Namen. Dieser war treu und fleißig in seiner Hantierung, dabei unschuldig und fromm und von Herzen Gott ergeben. Weil er aber ein so zartes Angesicht, auch so schöne schwarze Locken hatte, entbrannte des Müllers Weib in sündhafter Neigung zu ihm und sann Tag und Nacht, wie sie den unschuldigen Burschen in den Netzen ihrer Verführung umgarnen könnte. Sooft sie sich aber dem Jüngling mit katzenweichen Mienen und zuckersüßen Worten nahte, Niklas blieb kalt wie ein Stein und ging jederzeit als Sieger aus der Versuchung davon.

Da nahm die Müllerin ihre Zuflucht zu teuflischen Mitteln. Nun ging es dem armen Niklas schlecht. Tag und Nacht, auf jedem Schritt und Tritt, verfolgte ihn Geisterspuk. Bald grinsten ihm Molche und Schlangen aus allen Ecken entgegen, bald sah er sich im Schifferkahn von giftigem Gewürm umzingelt; am ärgsten jedoch erging es ihm nachts, wenn er müde von der Arbeit ausruhen wollte. Da kam es bald als Bock, bald als Schwein, gewöhnlich aber in Gestalt eines Rosses zur Kammer herein, warf sich ohne viel Umstände auf den armen Burschen und quälte und plagte ihn entsetzlich, oft bis zum anderen Morgen. Es war kein Wunder, wenn Niklas in Schwermut verfiel und in kurzer Zeit so bleich und abgezehrt wie eine Leiche aussah.

Da gab ihm Gott einen guten Rat. Nicht fern von der Mühle befand sich ein Klösterlein, dort wohnte ein frommer Mönch, der überall dafür bekannt war, daß er mit den Geistern umzugehen wisse. Dahin machte sich Niklas eines Tages auf den Weg, erzählte dem Pater sein Anliegen treulich und bat ihn flehentlich, sein noch junges Leben zu retten. Der Mönch gab ihm den Rat, sobald sich der Geist wiederum in Gestalt des Rosses bei ihm sehen lasse, sollte er einen Zaum bereithalten, ihn sogleich dem Roß überwerfen, dann ungesäumt zum Schmied des nächsten Dorfes reiten und das seltsame Rößlein beschlagen lassen.

Das merkte sich der Niklas wohl; er legte sich ruhig zu Bett und den Zaum neben sich. Als nun das Roß wie gewöhnlich erschien, tat er so, wie ihm der Mönch befohlen hatte. Das Roß ließ sich den Reiter gern gefallen und trug ihn in sausendem Galopp ins nächste Dorf zur Schmiede. Dem Meister Schmied kam es seltsam vor, noch um Mitternacht Arbeit zu bekommen; indessen waren die Hufe bald fertig und auch dem Rößlein trotz Bäumens und Sträubens fest aufgeschlagen. Und nun ging's zurück im gleichen Galopp über Stock und Stein, daß die Funken stoben.

Zu Hause brachte Niklas das Roß in den Stall, legte ihm zur Fürsorge etliche Ketten an und verriegelte die Tür aufs beste. Dann legte er sich nieder und schlief betend ein.

Am anderen Morgen früh weckte die Bewohner der Mühle das herzzerreißende Klaggeschrei eines Weibes im Stall. Da fand man die Müllerin an Ketten gebunden, in ihrem Blut liegend, das aus Händen und Füßen quoll, schäumend vor Schmerz und Wut. Das böse Weib hatte ihre Strafe gefunden, der Niklas aber ist von da an wieder frisch und munter geworden.

 


 


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