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Im Norden des Landgerichtsbezirks Bischofsheim, auf der Grenze gegen Gersfeld und Hilders, befindet sich eine große Sumpfstrecke, von der Farbe des darauf wachsenden Mooses das Braune Moor genannt. Jedes Jahr läßt sich in einer gewissen Nacht ein Eulenpaar sehen, das das Moor mit schauerlichem Gekrächze umschwirrt. Dann vernimmt man Stöhnen und Gewimmer aus der toten Fläche, und eine Geistergestalt steigt daraus empor. Das ist der wilde Ritter Heinz von Teufelsstein, der darin versunken ist.
Auf dem Teufelsstein, einem Punkt des Rhöngebirges, hauste der wilde Heinz auf seiner Burg. Wehe der armen Tochter des Landmanns oder des Bürgers, die vom Geschick seinen räuberischen Händen zugeführt wurde. Denn war es ihm geglückt, durch List oder Gewalt ein Mädchen auf seine Burg zu bringen, so hatte die Arme nur die Wahl zwischen Entehrung und dem greulichsten Tod.
Mit der Larve des Heuchlers nahte sich der Wüstling seinem unglücklichen Opfer und suchte durch tausend Schmeicheleien und süße Versprechungen zum Ziel zu kommen; weigerte sich aber die Schuldlose standhaft, dann ging seine geheuchelte Freundlichkeit in die erbittertste Wut über. Tief in dem scheußlichsten Kerker eines Turms begraben, mußte die Arme erst durch Gewalt ihrer Unschuld beraubt werden und dann ihr Leben verhauchen. So war schon manches Opfer seiner verschmähten Lust gefallen, und weder der schreckliche Gedanke an des Himmels Strafe noch die verfolgenden Schatten der Ermordeten vermochten seinen in Bosheit verhärteten Sinn zu erschüttern.
Einst sah er eine schöne Jungfrau in der Nähe seiner Burg allein umherwandeln und Kräuter suchen. Schnell eilte er ihr in wilder Lust entgegen, um sie auf seine Burg zu locken. Doch da sie sich auch durch die schönsten Versprechungen nicht dazu bewegen ließ und so ihre holde Gestalt noch viel reizender erschien, schlang er trunken vor Lüsternheit seine Arme um die Jungfrau.
In demselben Augenblick aber sieht er sich von den Armen eines scheußlichen Totengerippes umklammert. »Deine Zeit ist abgelaufen!« grinste es ihn mit gräßlicher Stimme an und drückt und preßt ihn furchtbar zusammen. Nach langem, schrecklichem Kampf mit dem scheußlichen Gerippe wird er endlich freigelassen.
Erschüttert an Leib und Seele eilt er von dannen. Die dichte Finsternis der eingebrochenen Nacht läßt ihn auf seiner Schreckensflucht den mit tiefem Moor bedeckten Pfuhl nicht sehen; laut schreiend stürzt er hinein, und der in den Mund eindringende Schlamm hindert ihn, nach Rettung zu rufen; so muß er im Sumpf versinkend seine schuldvolle Seele aushauchen. Jedes Jahr steigt in einer gewissen Nacht sein Geist aus der toten Moorfläche, und Eulen umschwirren ihn mit schauerlichem Gekrächze.