In des Nordgaus dichten Forsten
Hält der König Pippin Jagd,
Hoch zum Fels, wo Adler horsten
Steigt er aus des Waldes Nacht.
Doch wie hoch er auch gestiegen,
Keine Beute bringt ihm Lohn,
Fern am Himmel sieht er fliegen
Freier Lüfte freien Sohn.
Müde von dem langen Jagen
Wird der König allgemach,
Aber nirgends sieht er ragen
Einer Hütte gastlich Dach.
Nur der Eiche grünbelaubte
Zweige wölben sich zum Zelt,
Wo dem müden Herrscherhaupte
Weiches Moos zum Pfühle schwellt.
Und am deutschen Eichenbaume
Schlummernd Deutschlands König ruht,
Dessen Seele bald im Traume
Wunderbares kund sich tut:
Vor ihm liegt die öde Wildnis,
Die er wachend kaum durchschritt,
Aber schnell ein andres Bildnis
An die düstre Stelle tritt.
Licht wird alles rings und helle,
Freundlich mild der Himmel blaut,
Und vom Berge die Kapelle
In die Ebne niederschaut.
Felder wogenden Getreides
Sieht sein froher Blick zumal,
Und als Gürtelband, als breites,
Zieht die Wiese sich durchs Tal.
Menschenreiche Städte schweben
Jetzt an seinem Aug' vorbei,
Stille Dörfer sich erheben
Aus der alten Wüstenei.
Doch vom schönen Traumgesichte
Ist der König bald erwacht,
Und ihn deckt dieselbe dichte,
Wild verwachsne Waldesnacht.
Was er sah im Traumgebilde
Dünkt ihm höh'rer Deutung voll:
Daß zur Wandlung der Gefilde
Er nach Kräften wirken soll.
Und die schönste seiner Pflichten
Wird dem Fürstenherzen klar,
Daß mit mut'ger Hand er lichten
Soll, was finstre Wildnis war.
Da in jenen frömmern Zeiten
Nur das Kreuz als Führer galt,
Um zum Licht emporzuleiten,
Was in Finsternis gewallt –
Darum an derselben Stelle
Hat der König aufgebaut
Eine heilige Kapelle,
Wie er sie im Traum geschaut.
Und nun ist nach langen Jahren
Schier der ganze Traum erfüllt;
Eine Stadt kann man gewahren,
Dörfer sind dem Aug' enthüllt.
Doch wo einst in frühern Tagen
Segnend die Kapelle stand,
Sieht man eine Feste ragen
Weit hinaus ins Frankenland. |