Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Goldsagen vom Epprechtstein

Der Epprechtstein oberhalb Kirchenlamitz, 3 Stunden von Wunsiedel.

Alle Jahre einmal, jedoch an keinem bestimmten Tag, während der Pfarrer zu Kirchenlamitz das Vaterunser auf der Kanzel betet, hebt sich ein Fels und zeigt bis zum Schluß des Gebets große Haufen Goldes. Mit dem Wort »Amen« senkt er sich nieder, und verschlossen auf ein Jahr sind wieder die unermeßlichen Schätze. War nun auch bis jetzt noch niemand auserkoren, diesen Augenblick zu treffen und etwas zu erhaschen, so erhielten doch einige vor langer Zeit auf folgende Weise mehreres von den Reichtümern:

Ein Hirte weidete einst unfern der Ruinen seine Herde und streckte sich sorglos auf den weichen Rasen. Plötzlich vernahm er ein Geräusch in seiner Nähe. Er blickte auf und gewahrte ein in sonderbare Kleidung gehülltes Mädchen, emsig beschäftigt, abgefallenes Laub mit seinem Rechen umzuwenden. Sie winkte dem Hirten freundlich. Als sich dieser schüchtern genaht hatte, steckte sie ihm alle Taschen voll Laub und verschwand. Ein unheimliches Grauen befiel den Hirten; er wandte sich zu seiner Herde und trieb diese eiligst nach Hause.

Bei den Seinigen angekommen, erzählte er den seltsamen Vorgang und griff dabei in die Tasche, um das Laub vorzuzeigen. Aber – wer beschreibt sein Erstaunen! – aus jedem Blatt war ein großes blankes Goldstück geworden! Wäre nicht bereits die Nacht vor der Tür gewesen, so wäre er schnurstracks wieder auf den Berg geeilt, um alles Laub, das er tragen könnte, zu holen.

Diese Nacht wurde ihm zur längsten seines Lebens; er konnte kein Auge schließen. Kaum graute der Morgen, so lief er, versehen mit einem großen Sack, den Berg hinan und nahte sich mit klopfendem Herzen den Ruinen – aber alles war verschwunden, und nie in seinem Leben erschien ihm wieder die goldspendende Frauengestalt.

 


 


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