Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Richard Löwenherz und Blondel

V. L. Zapf. – Trifels bei Annweiler.

1.
                  Die Schwalben fliegen schnelle,
Es wandert schnell der Rhein,
Die Winde umwehen die Zelle,
Drin der König sitzt allein.
Herr Richard, Herr Richard, dich heißt es
Mit Locken auch wandern gehn!
Gefesselter Adler, dich reißt es
Zur Ferne – du möchtest vergehn!
Dies sagt das stille Sehnen,
Das deinen Blick umflicht –
Dies künden deine Tränen
Im bleichen Angesicht!
 
2.
Herr Richard sitzt am Fensterlein
Und lugt betrübt hinaus –
Dort außen flutet hell der Rhein,
Es schallt wie Wogenbraus.

Dort klingt und wallt der grüne Rhein
In lichter Abendglut,
Die Burgen schauen stolz darein,
Sich spiegelnd in der Flut.

»O daß ich ewig liegen muß
Im alten Felsenhaus!
O trüge mich der deutsche Fluß
Ins weite Meer hinaus!

Ins weite und ins freie Meer
Bis an mein Heimatland;
Oft leuchtet mir im Traume her
Sein weißer Felsenstrand!«

Er drückt sich auf die dunkle Bank
Und wünscht den Tod heran;
Das Auge trüb, das Herze krank,
Stiert er den Boden an.

Dem alten Kummer gibt er Raum,
Wird ihm auch noch so bang –
Und lieblich tönt's in seinen Traum
Wie frommer Harfenklang.

Wie jenes Lied, das oft daheim
Er sang an Freundesbrust. –
Der Traum ist süß – der alte Reim
Schwellt ihn mit hoher Lust.

Er sieht sich wieder froh und frank.
Und doch – das ist kein Traum!
Das ist Gesang! – Er läßt die Bank,
Er lauscht am Gittersaum:

Von unten schallt es mild herauf,
Wie nie ein Trost erscholl –
Da geht ein Licht ihm strahlend auf:
»Mein Blondel liebevoll!«

Mit weicher Stimme fällt er ein
Und singt das Lied zu End'.
»Das möge dir ein Zeichen sein,
Auf daß mein Leid sich wend'!«

Er weiß, nun ist vorbei die Not,
Die Träne rinnt herein –
Und draußen glüht das Abendrot
Und rauscht der grüne Rhein.

 
3.
»Mein Richard, o mein Richard!« –
»Mein Blondel, treu und gut!«
Sie halten sich umschlossen
In ihrer Liebesglut.

Der Sänger mit der Laute,
Der König im Purpurkleid –
Zwei treue Freundesherzen
In Freude und in Leid.

Sie halten sich umschlossen
Und weinen leis und lind;
»O glücklich, dreimal glücklich,
Daß ich dich wiederfind'!«

Es mahnt sie an die Ferne
Und an die Burg am Rhein,
An seine grünen Wellen
Und an den güldnen Wein

Und an die stille Zelle
Und an des Liedes Klang –
Sie halten sich umschlossen
Und weinen leis und lang.

 


 


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