Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Kirchenweihe zu Waldsassen

Wunderbar lauten Geschichte und Sage von der Weihe des Gotteshauses zu Waldsassen.

Als die Mönche mit Wigand und Gerwich wie gewöhnlich in der Nacht zum Gebet aufstanden, umgab sie vom Himmel herab eine rötliche Helle, in der sie eine große Prozession von Priestern sahen; hinter den Priestern einen mit oberhirtlichem Ornat angetan, und dieser weihte den Altar der Kirche, wobei ihm die übrigen dienten.

Wigand, der sich aus Furcht vor dieser Erscheinung in den Hecken der Brombeerstauden verborgen hatte, wurde nun von den Einweihenden mit überaus sanfter Stimme herbeigerufen und auf folgende Weise angeredet: »Fürchte dich nicht! Ich bin der Evangelist Johannes, gesandt vom Herrn, diesen Ort mir und seiner jungfräulichen Mutter einzuweihen. Der Dienst Gottes hier wird so lange nicht aufhören, als er Gott wohlgefällig ist; aber vieles müssen die Knechte Gottes leiden, daß sie geprüft durch Leiden eingehen in die Herrlichkeit.« So sprach er und verschwand mit seiner Begleitung in die Lüfte.

Und es erschien eine ungeheure Menge Wölfe, die ihre Zähne gegen den Himmel fletschten und fürchterlich heulten; dann verschwanden die scheußlichen Gestalten, die die künftigen Widersacher des Klosters andeuten mochten.

Schnell verbreitete sich der Ruf von dieser wundervollen Erscheinung, die noch heute in der Kirche Waldsassens auf einem Gemälde zu sehen ist.

 


 


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