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O Bächlein hold, o Bächlein klar,
Wie bringst du Glück mir wunderbar,
Wie prangt, von deinem Born geschwellt,
Mir üppig Garten, Flur und Feld!
Es klappert flink die Mühle
Bei Nacht und Tagesschwüle.
Wie steht mein Haus in voller Pracht,
Wie schafft darin und sorgt und wacht
Mein liebes, holdes Töchterlein –
Sollt' auf mein Glück nicht stolz ich sein?
So denkt in Lust versunken
Der Müller freudetrunken.
Im lauen Abenddunkel trat
Indes sein Kind ins kühle Bad;
Die Flut umschlingt mit wilder Lust
Den weißen Leib, die zarte Brust,
Umfaßt die schlanken Glieder
Und zieht das Mägdlein nieder.
Vergebens suchet das Gesind,
Umsonst der Vater nach dem Kind;
Die Nacht bricht an, der Morgen tagt,
Niemand bringt Auskunft, der da fragt,
Bis trostlos spät ein Rufer
Die Leiche sieht am Ufer.
Zerwühlt von namenlosem Schmerz,
Verzweifelnd bricht das Vaterherz:
»Du hast geraubt mein höchstes Glück,
Nimm, Bach, nimm alles nun zurück,
Was du mir hast gegeben;
Verwünscht sei dieses Leben!«
Und sieh, es schwillt nach kurzer Weil'
Der Bach zum Fluß, zum Strom in Eil',
Und Garten, Scheune, Mühl' und Haus
Reißt er hinweg im Wogenbraus.
Sie sind im Nu verschwunden,
Man weiß nicht, wo sie stunden.
Seitdem tönt's »Ach!« und lauter »Ach!«
Oft nachts durchs Tal entlang den Bach.
Als lange weiße Schatten ziehn
Des Müllers Leute her und hin,
Wenn's stürmt bei Mondesscheinen,
Und rufen laut und weinen.
Und unterm dunklen Erlendach
Rollt murmelnd fort die Lauterach,
Sie schäumt an manchem Stein empor
Und raunt enteilend ihm ins Ohr:
»Trau nicht des Schicksals Tücke
Zu kühn und stolz im Glücke.« |