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Im Jahre 1733 ging Paul Mayr, Dienstknecht beim Hofwirt von St. Zeno, auf den nahen Untersberg, in der Absicht, vielleicht zu seinem Unterhalt etwas finden zu können. Denn schon stand der Berg im Ruf, daß in seinem Innern Gold verborgen sei. Als er nun unweit des Brunntals fast die halbe Höhe des Berges erreicht hatte, kam er zu einer Steinklippe, worunter ein Häuflein Sand lag. Er dachte, dies könnte vielleicht für ihn taugen, und füllte zur Probe alle Taschen mit solchem Sand. Freudig eilte er nach Hause zurück, als ihm plötzlich ein Mann begegnete und ihn fragte: »Was trägst du da?«
Vor Furcht und Schrecken blieb Paul stumm vor ihm stehen.
Da ergriff ihn der Fremde, leerte ihm die Taschen und sprach zu ihm die warnenden Worte: »Jetzt geh nimmer den alten Weg zurück, sondern einen anderen! Und wenn du dich hier wieder sehen läßt, so fürchte für dein Leben.«
Paul ging. Aber das Gold war zu reizend, als daß er die Stelle nicht noch einmal zu finden versuchte. Er nahm aber diesmal, um der früheren Gefahr zu entgehen, einen gut bewaffneten Freund mit. Doch ihr Suchen war umsonst; die Stelle fand sich nicht mehr. –
Zwei Holzknechte sahen einmal in der Nähe eines Hügels Kohlen in der Sonne liegen. Der eine hob drei davon auf, der andere fünf. Während sie weitergingen, warf der erste seine Kohlen in einen nahen kleinen Weiher, bei dem sie vorüberkamen, indem er sich dachte, sie seien ihm zu nichts nütze. Aber kaum waren die Kohlen ins Wasser gefallen, so färbte sich dieses, und er hatte es zu bereuen, daß er sie hineingeworfen hatte, denn es war Gold. Der andere behielt seine Kohlen, und als er nach Hause kam, war es Gold. Zwar ging jener wieder zurück, um sich andere Kohlen zu holen, allein anstatt Goldkohlen fand er Nattern und Schlangen. –
Es ist noch nicht so lange her, so kam Sebastian Fletscher, Scheuerbauer zu Fagen, an den Untersberg und sah da an einem Felsen lange Goldzacken herunterhängen. Er versuchte etwas davon abzusprengen, aber da sie mit der Hand nicht loszubrechen waren, so ging er nach Hause, um eine Hacke zu holen, legte aber vorher noch einen großen Steinhaufen zusammen unter den Felsen hin, um die Stelle nicht zu verfehlen. Als er mit der Hacke wieder zurückkam, fand er zwar den Steinhaufen, aber die Goldzacken waren nirgends mehr zu erschauen.