Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Was sich in Stettbach und Kirchensittenbach mit Toten begeben hat

Obgleich die Kirche zu Artelshofen mindestens seit dem Jahre 1576 vollkommene Pfarrgerechtigkeit besaß, so erhielt sie doch erst anno 1754 nach vielem Supplizieren und Prozessieren ein eigenes Begräbnis. Bis 1754 sollten und mußten die Toten aus der Pfarrei Artelshofen in den Kirchhof der Mutterpfarrei Kirchensittenbach gebracht werden. Der Weg dahin war weit und schlecht. Bei Wassergüssen konnten die Leichen oft gar nicht fortgebracht werden, man mußte sie viele Tage liegen lassen oder auch etliche Stunden im Land herumfahren, um nur einen Weg zu finden. Der Leichenwagen mußte vielmals mit Heben, Winden und viel Gefahr fortzubringen gesucht werden; unzählige Male wurden die Leichen umgeworfen und übel zugerichtet. Bei drohenden Gewittern dagegen und schnell eintretenden Wassergüssen mußten die Toten Hals über Kopf nach Kirchensittenbach gebracht werden.

Und da trug es sich denn um das Jahr 1650 zu, daß ein Mägdlein von zwölf Jahren, das begraben werden sollte, in dem Dorf Stettbach in einer warmen Bauernstube, in die man sich wegen sehr üblen Wetters geflüchtet hatte, wieder lebendig wurde und hernach noch viele Jahre lebte.

Etwa ein halbes Jahrhundert später sollte ein Kind von Enzendorf begraben werden. Die Leichenrede war schon gehalten und auch die Einsegnung vorgenommen. Als man nun den Kranz, der auf das Leichentuch geheftet gewesen war, abnehmen und nach Herkommen und Brauch in den Sarg tun wollte, da zeigte sich's, daß das Kind gar nicht in dem Sarg war. Man wußte anfangs nicht, ob das Kind unterwegs gestohlen oder verloren worden sei; später aber kam heraus, daß die Mutter wegen großer Eilfertigkeit statt des Kindes ein Bündel Kindbettwäsche in den Sarg gelegt hatte.

 


 


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