Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Kirche des heiligen Leonhard in Kaufering

Das schöne Kirchlein, das dem heiligen Leonhard geweiht ist und am südlichen Ende des großen Dorfes Kaufering, etliche hundert Schritt vom Lech gelegen, so freundlich in das nahe Lechfeld schaut, soll auf folgende Weise entstanden sein.

Eines Tages – es war in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts – schwamm auf den Wogen des reißenden Lechstroms ein hölzernes Bild des heiligen Leonhard herab. Der Fluß warf dieses Bild einige hundert Schritt oberhalb des Dorfes an Land. Der Mann, der es fand, machte in einer alten Eiche, die neben einer klaren Quelle stand, eine Höhlung und stellte das Bild hinein. Als nach einiger Zeit der Mann sein Bild wieder besuchen wollte, war es verschwunden und wurde auf einer Wiese wiedergefunden, die etwas oberhalb der Quelle lag. Man brachte nun das Bild des heiligen Leonhard abermals in die hohle Eiche. Am anderen Tag aber lag es an demselben Platz auf der Wiese.

Dies wiederholte sich öfter und führte das Volk zum Glauben, daß der heilige Leonhard hier sein Bild geehrt wissen wollte. Deshalb baute die Gemeinde Kaufering eine Kirche und stellte das Bild des heiligen Leonhard darin auf. Gegenwärtig befindet sich das Bild oberhalb dem Eingang der Kirche, auf dem Choraltar steht ein schöner gearbeitetes.

Dieses Kirchlein erwarb sich bald großen Reichtum, so wie nämlich das Vertrauen der Gläubigen wuchs und der Besuch der Andächtigen sich vermehrte, die in frommem Glauben auch stets Hilfe in Viehseuchen gefunden haben. Man erzählt auch, daß zuweilen zur Nachtzeit die Kirche ganz erleuchtet gesehen worden sei, ohne daß man sich erklären konnte, was Ursache dieser Beleuchtung gewesen sein möge. Der verstorbene Förster Rauch soll selbst einmal in der Kirche zur Nachtzeit Musik gehört haben.

 


 


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