Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Seckendorfs Linde

Bei Langenzenn (wo später der Seckendorfer Erbgruft war) stand eine ungeheure Linde, die die Landleute oft zu Festmahlen und Tänzen unter ihrer Krone versammelte. Als 950 Otto der Große seine Heerfahrt gen Welschland begann, hielt sein Banner hier an, und er sah gern den Ausbrüchen der ländlichen Fröhlichkeit zu. – Von einem Fliegenschwarm belästigt, ließ er zum Abwehren einen Zweig von der Linde brechen. Ein freudiger Jüngling reichte ihm diesen und trank ihm zugleich mit lautem Spruch zu.

»Bist du so keck«, erwiderte der Kaiser, »so magst du deine Keckheit auch in anderen Dingen zeigen. Tritt her; hier hast du Schwert und Helm und Schild, sei mein kühner und treuer Knappe, so schränke ich den Lindenzweig zusammen, und so setze ich ihn auf deinen Helm. Wie heißt hier euer Ort?«

»Seckendorf.«

»Wohlan denn, so sollst du Seckendorf heißen und sollst mein Diener sein.«

Und der Jüngling kam als ein reicher, ruhmbekrönter Ritter aus Welschland zurück und wurde der Ahnherr eines berühmten Geschlechts, das sich schon unter Adolf von Nassau in elf Zweige teilte: von Emskirchen, Dürrenbuch, Au, Rhienhofen, Hörauf, Hoheneck, Jochsberg, in den Pfaffischen, Noldischen, Aberdarischen und Guttendischen Zweig, wobei die beiden letzteren die übrigen überlebten.

 


 


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