Des Kaisers Heer mit stolzer Macht
Umschloß bei Mondeshelle
Einst Regensburg bei Mitternacht
Und rückte vor die Wälle.
Da sammelt Arnulf seine Macht
Und seine Bundesfreunde,
Und in der zwölften Schreckensnacht
Verjagte er die Feinde.
Mit ihm vereinte Hermann sich,
Sein Bruder, treu und bieder;
Er stellt zum Kampfe ritterlich
Sich vor die ersten Glieder.
Die Feinde fliehen vor ihm her
Bis hin an Bayerns Ende;
Selbst Augsburg fällt mit andern mehr
In Hermanns starke Hände.
Der Kampf ist los, und überall
Fließt Ritterblut in Menge;
Da kommt gesprengt Graf Marchental
Und stürzt in das Gedränge.
Nun flieht des Herzogs schwäch'res Heer
Bestürzt durch Tal und Felder,
Des Feindes Arm verfolget schwer
Sie in die finstern Wälder;
Und Hermann, vom Gefolg verirrt,
Kam früh am andern Morgen
Nach einem Schlosse – wild verwirrt –
Und suchte sich zu borgen.
»Dich schützt mein gräfliches Gemach,
Nicht wird dich Marchtal stören!«
Zu ihm der Pappenheimer sprach,
Der Herr vom Schloß zu Möhren.
»Du gehst frühmorgens, wenn es tagt,
Mit meinem Volk zum Jagen –
Gewiß kömmt niemand, der es wagt,
Sich kühn mit mir zu schlagen!
Ich lasse dich nicht anders los
Und bürge für dein Leben;
Du bleibest hier auf meinem Schloß,
Bis dir Geleit gegeben!«
Früh bei des Morgens erster Glut
Beginnt zu Pferd das Jagen;
Und Hermann kömmt mit Schlachtenwut,
Sich mit dem Wild zu schlagen.
Es tönet laut der Hörner Schall,
Der Wald beginnt zu leben,
Und vor dem blanken Mörderstahl
Erschrickt das Wild mit Beben.
Da naht, vom Busche aufgeschreckt,
Ein Hirsch mit Pfeilesschnelle,
Und Hermanns Gaul, vom Sporn geweckt
Verfolgt ihn auf der Stelle.
Der Ritter, der kaum Atem fand,
Durchfliegt die düstern Eichen,
Und nahe einer Felsenwand
Will ihn sein Wurf erreichen –
Da stürzte, wie vom Blitzesstrahl
In Abgrund beim Gewitter,
Der Hirsch zuerst den Todesfall –
Und Hermann dann, der Ritter.
Die Tat verbürget noch der Hain
Uns in den späten Tagen;
Man höret noch am Hermannsstein
Des Ritters Witwe klagen. |