Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Das Feuer der Hexe

Eine Witwe im Ries hatte einen Sohn, der war ein Einspänniger, der fuhr auf der Straße und ernährte damit seine alte Mutter. Da geschah es, daß er von einem Herrn von Hohenstein gefangen und geschatzt wurde, und seine Mutter mußte ihn auslösen. Dies begab sich auch zum zweiten Mal, und die Mutter opferte all ihr Hab und Gut und löste den Sohn wieder aus. Als nun der Sohn zum dritten Mal ergriffen und auf das Schloß geschleppt und in den Turm geworfen wurde, vermochte die arme alte Witwe nicht noch einmal den Sohn auszulösen, denn sie war durch die vorigen beiden Schatzungen ganz verarmt. Und obschon sie sich mit flehenden Bitten an den Ritter wandte, so schlug doch deren keine an. Da sprach die Frau zu dem Herrn von Hohenstein: »Ihr habt mich zu einer Bettlerin gemacht, und nun wollt Ihr mir meinen Sohn im Turm verfaulen lassen! Aber ich schwöre Euch: Ehe noch mein Sohn verfault, sollt Ihr verdorren!«

Der Ritter lachte über diese törichte Drohung, gab der Alten einen Fußtritt und ließ sie ziehen. Die Alte aber, die eine Hexe war, machte daheim unter Zauberformeln ein Bildnis, das setzte sie in einen Häfen und rückte den zum Feuer.

Am anderen Morgen nach dem Frühmahl stand der Herr von Hohenstein bei einigen Edelleuten, die ihn besuchten, auf der Brücke und unterhielt sich mit ihnen; plötzlich aber begann er aufzuschreien: »Au! Au! Das brennt, das brennt!« Und er krümmte sich und schrie: »Feuer! Feuer! In meinen Eingeweiden! – Hu, die alte Hexe verbrennt mich! – Sattelt, sattelt mein Pferd!« Und er ächzte und stöhnte und warf sich auf das vorgeführte Pferd, sprengte nach Comburg in das Kloster, ließ sich mit den Sterbesakramenten versehen und war am anderen Tag am inneren Brand gestorben. Er liegt zu Comburg im Gang vor dem alten Kapitelhaus begraben.

Er soll der letzte Hohensteiner gewesen sein, und sein Namensvetter auf dem Harz, der letzte Graf von Hohenstein, Lohr und Klettenberg, hätte nicht mit ihm getauscht; derselbe, dessen Grabmal dem des biederen Ritters Götz von Berlichingen so ähnlich sieht.

 


 


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