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Wenn man das alte Schloß zu Furth im Bayerischen Wald durchwandert, trifft man auf die Überreste eines mächtigen, im Viereck erbauten Turmes, vom Volk der »Lärmenturm« genannt, weil auf seinen Zinnen ehedem der Hochwächter seinen Standplatz hatte und von dort herab das Lärmsignal ertönen ließ, wenn der Feind nahte. Dieser Turm barg in seinem Erdgeschoß ein Verlies, zu dem keine ordentliche Tür führte, sondern nur eine runde Öffnung an der Stelle des Schlußsteins des Gewölbes. Wer in diesen Kerker versenkt wurde, der durfte der Welt für immer Abschied sagen. In alter Zeit starb hier ein böhmischer Raubritter den schauderhaften Hungertod. Als der auf einem Streifzug von den Leuten des bayrischen Grenzpflegers Gefangene eben in den Turm geworfen werden sollte, gelang es ihm, sich den Händen der Schergen zu entwinden und noch einmal seinen Schimmel zu erreichen, der im Schloßhof graste. Aber die Wächter am Tor ließen schnell das Fallgatter nieder, das durch seine Wucht dem Pferd den Kopf abschlug. Seitdem kommt der blutende Rumpf des Rosses zu Mitternacht in der Nähe des Grabens, man weiß nicht wie, aus dem Boden hervor, geht langsamen Schrittes, als würde er einer Bahre nachgeführt, über den Marktplatz der Stadt und die anstoßende Gasse entlang zum Tor hinaus, durchwandert auch die ganze Vorstadt und verschwindet endlich auf der sogenannten »Draht« ebenso unbegreiflicherweise, wie er hervorgekommen ist, in der Erde.
Vor ungefähr zweihundert Jahren soll auch der Reiter noch im Sattel gesessen haben, aber es scheint, daß dieser durch das Gebet mitleidiger Seelen inzwischen vom Bann erlöst worden ist, denn heutzutage sieht man nur mehr das Roß allein.