Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Geisterjagd im Neustädter Forst

Die Klosterherren zu Neustadt versahen den Gottesdienst auf der Burg Rothenfels. Sie waren bei den gastlichen Amtleuten freundlich aufgenommen, und es kam manchmal der späte Abend herbei, bis sie die Burg verließen.

Einst an einem Feiertag, nach bereits hereingebrochener Nacht, schritt ein Klosterherr von Rothenfels am Main hin gegen Neustadt. Da hörte er von Würzburg her lustigen Hörnerschall herüberklingen, der erst sehr entfernt war, aber schnell näher kam. Der Klosterherr lauschte festgebannt den wunderlieblichen Klängen, und heller und heller ertönte es, und herüber über den Main kam ein glänzender Zug: voraus ritten Jäger mit den klingenden Hörnern, dann stattliche geistliche Herren und Ritter hoch zu Roß mit dem Jagdspeer in der Faust, dann Karossen mit schönen Frauen, endlich ein großer Troß Berittene und Unberittene mit Jagdgerät und den Bracken an der Leine. Der Zug schwebte, ohne Land oder Wasser zu berühren, an dem erschrockenen Klosterherrn vorüber und verlor sich im großen Klosterwald.

Im darauffolgenden Jahr traf sich's, daß derselbe Klosterherr an demselben Feiertag wieder den Gottesdienst auf der Rothenfelser Burg abhielt. Auch dieses Mal ging er in der Nacht nach Neustadt. Und wieder hörte er den Hörnerklang, und wieder erschien der Jagdzug und verlor sich wie das erste Mal im Neustädter Forst.

Daheim im Kloster erzählte der Herr, was er zweimal erlebt hatte, und hörte, daß vor vielen Jahren eine Gesellschaft von hohen geistlichen Herren, Rittern und Frauen aus Würzburg sich acht Tage im Kloster aufgehalten hätten, um die Jagdlust zu genießen, und daß sie selbst am Feiertag die Jagd nicht ausgesetzt hätten, weshalb sie wohl auch nach ihrem Tod die Geisterjagd abhalten müßten.

 


 


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