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Im Jahre 949 nach unseres Herrn Geburt fuhr Graf Rath von Andechs gen Jerusalem, von wo er mit einem großen Schatz an Heiligtümern zurückkam. Er baute ein Kirchlein, in dem jener Schatz bewahrt sein sollte. Dieses ist im Jahre 1209 von Herzog Ludwig in Bayern zerstört worden.
Nun geschah es nach etlichen Jahren, da wohnte zu Widersberg eine blinde Frau, die wurde im Traum gemahnt, nach Andechs zu pilgern an den Ort, wo die Schutthaufen jenes Kirchleins befindlich sind; dort würde sie zur linken Seite des gewesenen Altars einen grünen Wacholderstrauch finden; davon sollte sie die Wurzel ausziehen und sich damit die Augen bestreichen. Die Frau tat, wie ihr befohlen worden war und wurde auf der Stelle gesund. Bald darauf ließ Herzog Ludwig der Strenge die Kapelle wieder erbauen.
Nun vergingen über hundert Jahre, da las ein frommer Franziskaner, Jakob Dachauer mit Namen, die heilige Messe in der Kapelle, als im Angesicht des andächtigen Volkes ein Mäuslein mit einem Zettel hinter dem Altar hervorkroch, das Papier fallen ließ und wieder davonging. Auf diesem Zettel waren die Namen der verlorenen Heiligtümer aufgeschrieben. Sogleich ließ man hinter dem Altar nachgraben und entdeckte zur großen Freude den verlorenen Schatz. Dies geschah im Jahre des Heils 1388.
Wunderlich ist auch zu hören, was dem geistlichen Grafen Berchtold II. widerfahren ist. Denn als er einstmals aus gutem Eifer das heilige Sakrament und anderes würdiges Heiligtum von Andechs in sein Kloster Seeon überbringen und dort mit schuldiger Ehrfurcht aufbewahren wollte, sind ihm und seinen Dienern die Pferde, auf denen sie saßen, erlahmt, so daß sie ihr Vorhaben mit keiner Mühe oder Verstand bewerkstelligen konnten; daher hat Graf Berchtold den göttlichen Willen erkannt, das hochwürdige Heiligtum auf dem Berg Andechs gelassen und noch dazu beim römischen Stuhl erwirkt, daß das Heiligtum bei Strafe des Bannes niemals mehr vom Heiligen Berg anderswohin versetzt werden dürfe.