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Alle über den Bau dieses Gotteshauses vorhandenen Nachrichten fußen auf uralter, im Volk lebender Sage.
Etwa zehn Minuten von Burgerroth, einer Filiale von Baldersheim, steht nahe der Kante des gegen das Gollachtal abschüssigen Berges auf freiem Feld eine Kapelle, daneben ein ehrwürdiger Lindenbaum. Schon die Bauart des Kirchleins weist auf tausendjähriges Alter. Wie und wer sie erbaut hat, erzählt eine heilige Sage.
Die fromme Kaiserin Kunigundis hatte drei Kirchen zu bauen gelobt, die Auswahl der Bauplätze wollte sie göttlicher Fügung überlassen. Also ließ sie zu Bamberg vom hohen Söller des Schlosses drei weiße Schleier fliegen, die, von den Winden hochgetragen, durch die Lüfte dahinschwebten. Wo dann ein solcher Schleier gefunden würde, da wollte sie eine Kirche bauen. Einer dieser Schleier wurde bis nach Burgerroth durch die Lüfte getragen und blieb dort an einer Linde hängen, wo noch heutigentags die Kunigundenkapelle steht.
Als es nun zum Bau der Kirche kam, wollte man diese zur Pfarrkirche der Gemeinde Buch bestimmen. Weil aber der Platz, wo der Schleier hängenblieb, eine halbe Stunde von Buch entfernt ist und der Weg dahin noch heute beschwerlich, so wollten die Bucher das Kirchlein in ihr Dorf gebaut haben, worauf aber die Kaiserin, ihres Gelübdes eingedenk, nicht einging. Die Einwohner von Buch schafften daher eigenmächtig die zugerichteten Steine bei Tag nach Buch, allein jedesmal wurden diese des Nachts durch unsichtbare Macht wieder an ihren alten Ort zurückgebracht.
Ein Zimmermann, der dieses Wegschaffen des Baugeräts nicht begreifen wollte, legte sich einmal nachts in Buch auf die Steine, und siehe – als er des Morgens erwachte, fand er sich nicht mehr in Buch, sondern an dem Ort, wo der Schleier hängengeblieben war.
Als so die Bucher sahen, daß sie nichts ausrichteten, standen sie ab von ihren frevelnden Versuchen, und so wurde die Kapelle an dem zuerst bestimmten Ort erbaut und diente als Pfarrkirche für Buch und Burgerroth, wie das umliegende Feld zum Leichenacker für beide Orte bestimmt wurde. Und so steht das Kirchlein heute noch und schaut als Zeuge uralter Zeit ins Tal hinaus.
Auch wird in der Nähe der Kapelle ein vier Schuh breiter, drei Schuh tiefer und ebenso langer Stein gezeigt, in dessen Mitte man zwei Vertiefungen sieht. Von diesem Stein geht die Sage, die heilige Kaiserin habe am Tag der Einweihung der von ihr erbauten Kapelle hier kniend ihre Andacht verrichtet und zum ewigen Angedenken ihre heiligen Knie in den Stein eingedrückt; daher wird noch heutigen Tages der Stein Kunigundisstein genannt.