Kochend ist die Glockenspeise,
Weiße Blasen springen auf.
In des Künstlers stolzer Weise
Fällt des Meisters Blick darauf.
Kurze Frist ist noch gegeben,
Und es wird der heiße Fluß
Reif zum ruhmgekrönten Leben,
Reif zum kühnen Glockenguß.
»Lehrling«, spricht der Meister, »wache!
Wache ob des Feuers Glut!
Stiller Blick sei deine Sache,
Sichre und getreue Hut.
Rühre nicht den Zapfen, Knabe!
Schüre nur das Feuer an.
Eines wenn vollbracht ich habe,
Sei dann rasch das Werk getan.« –
Und der Lehrling ist alleine. –
Unverwandten Blicks er schaut
Auf des Gusses zarte Reine,
Den der Meister ihm vertraut.
All sein Sinnen ist verloren
In dem wogenden Metall,
Und er hört in seinen Ohren
Tönen schon der Glocke Schall.
Und ihm ist's, als ob die Glocke
Eins mit seinem Leben sei,
Und als ob die Flut ihn locke,
Endlich sie zu machen frei.
Und er sieht die Masse wogen;
Es erfaßt ihn Angst und Graus.
Und der Zapfen ist gezogen –
Strömend dringt der Guß heraus!
Und er sprühet, freigelassen,
In die Glockenform hinein;
Sieh, da stürzet in Erblassen
Bang der Meister nun herein;
Sieht den kühnen Knaben stehen
Mit dem Zapfen in der Hand,
Da begreift er, was geschehen,
Und ihn faßt des Zornes Brand.
Es erbeben seine Glieder;
Wilden Blickes, sinnberaubt
Schwingt er seinen Hammer nieder
Auf des Knaben schwaches Haupt;
Und des Lehrlings Todesbeben
Ist der Glocke erster Gruß,
Ist ihr erster Blick im Leben –
Denn gelungen ist der Guß. –
In des Turmes hohem Bogen
Man die prächt'ge Glocke schaut,
Doch kein Strang hat sie gezogen
Noch zu ihrem ersten Laut.
Denn mit ihrer ersten Stunde
Hat vermählet sich der Tod:
Lehrling schläft im Erdengrunde,
Meister bangt in Todesnot. –
Meister muß die Schuld bezahlen,
Die der blut'ge Mord begehrt;
Doch in seines Todes Qualen
Ist ein Wunsch ihm noch gewährt.
Und bei seinem letzten Gange,
Den er zum Schafotte wallt –
Nun mit ihrem ersten Klange
Mächtig seine Glocke schallt. |