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Das Johannes- oder Sommersonnwendfeuer ist ein durch Bayern und Deutschland allgemein verbreiteter, uralter Brauch. Früher wurde es nicht bloß auf dem Land, sondern auch in Städten angezündet, wie denn Friedrich III. auf dem Reichstag zu Regensburg 1471 mit schönen Frauen um ein Feuer auf offenem Markt und Prinz Philipp im Fronhof zu Augsburg mit Susanne Neithard um das Simetsfeuer tanzten. Der Zusammenhang dieser Sommersonnwendfeier mit der Wintersonnwendfeier (Klöpfleinsnacht) bedarf kaum der Andeutung.
Am 23. Juni, am Vorabend St. Johannes' des Täufers, feierte ehemals das fränkische Landvolk – wie fast alle deutschen Provinzen ein besonderes Volksfest: Auf öffentlichen Plätzen wurde Feuer angezündet. Alte und Junge beiderlei Geschlechts versammelten sich darum und ergötzten sich mit Tanz und Gesang. Jünglinge und Mädchen übersprangen Hand in Hand auch den brennenden Holzstoß. Man bekränzte sich mit Kräutern und Blumen – mit Beifuß und Eisenkraut besonders –, und in der Hand trug man eine Blume, Rittersporn genannt. Diese hielt man vor die Augen, wenn man ins Feuer sehen wollte, und glaubte dann, das ganze Jahr hindurch von allen Augenkrankheiten befreit zu bleiben.
Wenn man nach Hause ging, warf man die Kränze, mit denen man umwunden war, ins Feuer und sagte dabei: »Mit diesen Kräutern muß alles böse Geschick verbrennen und fern von mir bleiben.«