Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Kniebrechen bei Rothenburg

Bei Rothenburg ob der Tauber ist ein rauher, wilder Steig, die Kniebrechen genannt, wegen seiner Steile. Da hat sich vorzeiten eine grausame Tat begeben, an die jeder, der des Weges geht, mit Schaudern denkt. Die Geschichte lautet wie folgt:

Es wurden zu jener Zeit drei Männer aus Rothenburg an des Kaisers Hof gesandt, um ein Anliegen ihrer Stadt an den Herrn zu bringen. Der Kaiser empfing die Abgeordneten auf leutselige Art und fragte vorerst einen nach dem anderen nach ihren Namen, wie sie sich schrieben. Der erste sagte, er schreibe sich Vötter, darauf sprach der Kaiser: »Das ist ein gar schöner, freundnachbarlicher Name.«

Der andere, darum gefragt, sagte, er schreibe sich Brueder.

Der Kaiser: »Das ist ein noch schönerer Name, der einem wahrlich ins Herz hinein wohltut. – Und wie schreibt denn Ihr Euch?« fragte zuletzt der Kaiser den dritten.

Der antwortete nach einigem Zögern fast kleinlaut: »Ich schreibe mich Mörder.«

»O pfui!« sprach der Kaiser. »Das ist ein garstiger, ein schlimmer Name; es möchte einem die Haut darob schaudern.« Das hatte der Kaiser im Scherz gesprochen.

Jener aber hielt es für Ernst, und es beschlichen Neid und Mißgunst sein Herz und, weil ihn die anderen darob neckten, zuletzt Haß und Rache. Als sie daher nach Hause zurückkehrten, so überfiel er sie angesichts der Vaterstadt auf der Kniebrechen und schlug sie tot. Darauf wurde der Mörder eingefangen und hingerichtet; und es ist der Letzte seines Stammes gewesen zu Rothenburg ob der Tauber.

 


 


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