Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Das Fluchhaus zu Lauingen

Seit undenklichen Zeiten war im Haus eines hiesigen Bürgers nichts als Unglück gewesen. Der Vater hatte viel Geld geerbt und trotz aller Sparsamkeit und der musterhaften Haushaltung seines Weibes hatte er nach Jahr und Tag keinen Heller mehr von der Summe, sondern noch obendrein große Schulden. Brach irgendwo eine Viehseuche aus, so durfte er versichert sein, daß, wenn alle Ställe in der Stadt verschont blieben, der seinige gewiß bald von allem Vieh geleert würde. Und so ging's immer fort. Der gute Mann grämte sich darüber, wurde gemütskrank und starb endlich in völliger Raserei.

Sein einziger Sohn übernahm nun das Erbe und heiratete ein braves und noch obendrein sehr reiches Mädchen. Allein auch deren Vermögen hatte das Unglück bald verschlungen. Und obgleich sie sich Tag und Nacht plagten, so kamen sie doch immer tiefer in Schulden und hatten endlich kaum mehr das tägliche Brot.

Endlich dachte der Mann, sein Vater habe oft gesagt: »Der Großvater ist gar gottlos gewesen, der hat das Haus im Fluch gebaut, darum ist kein Segen in ihm.« Er wollte nun nichts mehr darin zu tun haben! Dies kam den Leuten lächerlich vor; aber noch lächerlicher, als er wirklich an einem andern Platz ein Haus baute, dann das alte von Grund aus niederriß und aus dem Holz Kohlen brannte. »Die Knallhütte soll keinen rechtlichen Mann mehr unglücklich machen!« sprach er zu den Leuten, die meinten, er solle das Haus lieber verkaufen. Er hatte neue Angst, was er mit dem Geld anfangen sollte, das er für die Kohlen einnehme, aber der Mann, der ihm das Geld schuldig war, machte Bankrott, und so war er die Sorge los.

»Gut«, sagte er, »daß der Teufel das Seine vollends geholt hat; jetzt wird Gott seinen Segen doch wieder geben!« Und nun wohnte er in seinem neuen Haus, und bei allem, was er anfing, waren Segen und Gedeihen. In wenigen Jahren hatte er seine Schulden bezahlt, und in seinem Alter war er ein wohlhabender, glücklicher Mann, der an seinen Kindern viel Freude erlebte. –

»Ein jeder kann zu dieser Geschichte denken, was er will«, sagt Hofrat Jung, der in seinen zu Lauingen 1790 gedruckten Schriften diese Begebenheit auch erzählt. »Soviel aber ist wahr: Man hüte sich vor ungerechtem Gut, das bringt über kurz oder lang Fluch und Verderben auf Kinder und Kindeskinder. Da heißt's wohl recht, daß Gott die Missetat der Väter heimsucht an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied!«

 


 


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