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Ei, Herzog Otto, sprich, wohin?
Wo ziehst du träumend in den Wald?
Kommt dir der Krieg nicht in den Sinn,
Der durch dein Bayerland erschallt?
Er denkt nicht an den heißen Streit,
Ihm tut so wohl des Waldes Grün,
Als wollt vergeßne Jugendzeit
Noch einmal fröhlich um ihn blühn.
Das Laubwerk rauscht ihm Märchen vor,
Die Blumen duften süß ihn an:
Aus Baum und Busch der Vögel Chor,
Sie grüßen all den schönen Mann.
Der Abend kommt, er merkt es kaum;
Der Traum entweicht, da ist es Nacht.
Er ist verirrt im Waldesraum;
Ei, woran hat er denn gedacht?
Da blinkt ein Licht, ein Mühlwerk geht;
Er folgt dem Rauschen, folgt dem Schein,
Er klopft ans Haus, das vor ihm steht;
Die schöne Müllerin läßt ihn ein.
Es staunen beide ohne Laut,
Kaum bieten schüchtern sie den Gruß;
Doch wird die Schönheit bald vertraut,
Sie kosen wechselnd Kuß um Kuß.
Er kehrt erst, wie der Morgen lacht.
Ei, Herzog Otto, sprich, wohin?
Er geht durch grüne Waldesnacht
Mit träumend ahnungsvollem Sinn.
Zu Wolfstein auf dem Jägerschloß
Läßt ihm die Liebe keine Ruh',
Er geht, des Ritterschmuckes bloß,
Bei Tag und Nacht der Mühle zu.
Er pflanzet grüne Ulmen hin
Auf seinen Weg zum Mühlengrund,
Geht zwischendurch zur Müllerin
Und pflegt den süßen Liebesbund.
Ei, Herzog Otto, schöner Held,
Weil deine Liebe war so stark,
Verlor dein Heer auf blut'gem Feld
Die schöne Brandenburger Mark.
Doch ach, was soll ihm Reich und Kron'?
Er gäbe alles hin sogleich,
Denn er beherrscht vom schönsten Thron
Der Liebe helles Wunderreich.
Da wölbt der Himmel stets sich blau,
Die Blumen weckt der Sonnenschein,
Es singt und klingt durch Wald und Au,
Nicht schöner kann's im Himmel sein.
Ob Schloß und Mühle längst zerfiel,
Die Ulmen deuten noch die Zeit
Und flüstern oft des Abends viel
Von süßer Liebe Heimlichkeit. |