Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Mariabuchen bei Lohr

Unter dem Volk von Franken geht allgemein die Sage vom Ursprung der Wallfahrt Mariabuchen bei Lohr. Auf dem Platz, wo heutigen Tages das Kirchlein steht, erhob sich vorzeiten eine gewaltige Buche. Dieser Baum hatte die sonderbare Eigenschaft, daß kein Jude vorübergehen konnte, ohne wie von einer geheimen Kraft gefesselt und angehalten zu werden, während die Christen unbehindert ihres Weges vorüberzogen.

Einmal kam ein Jude daher, dem geschah es wie seinen Brüdern, daß er keinen Schritt von dem Baum weiterkonnte. Da entbrannte er in Zorn, zog einen Dolch und stieß ihn wütend in die Buche. Aber o Wunder – sogleich ertönte aus dem Inneren des Baumes ein dreimaliges Wehe! Der Jude sah seinen Dolch von Blut befleckt und sank ohnmächtig vor Schrecken zu Boden.

Bald darauf kamen Christen des Weges, hoben den Juden auf und vernahmen aus seinem Mund die seltsame Geschichte. Nun wurde die Buche von Obrigkeits wegen geöffnet, und siehe – ein Bildlein der schmerzhaften Muttergottes wurde gefunden, das noch vom Blut gerötet war. Schnell gelangte der Ruf von dieser Begebenheit bis zu den Ohren des Bischofs Johann von Brun, der ließ auf dem Ort eine Kapelle bauen, die später durch den Bischof Julius erneuert und vergrößert worden ist.

 


 


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