Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Der Schindelnklieber in den Meltern

Zwischen Kaufbeuren und Schongau liegt ein herrlicher Wald, die »Meltern«, der sich zu beiden Seiten der Geltnach hinzieht, deren enges Tal das »Kalte Tal« genannt wird. Da hört man in stillen, finsteren Nächten in entfernter Waldeinsamkeit ein Geräusch, wie wenn jemand aus Scheitholz Dachschindeln klöbe: es ist der »Schindelnklieber in den Meltern«, wie er ringsum in der Gegend genannt wird.

In dem nahen Dorf Stöttwang wohnte einstmals ein begüterter Bauer, der nicht zufrieden war mit dem Segen, den ihm Gott schenkte, recht wucherig tat und allabendlich mit seinem Knecht in die Meltern hinausging, um Holz zu stehlen, das er dann daheim klob und an die armen Nachbarn verkaufte.

Da ging einmal Sattlers Jakob um die Mitternachtsstunde von Osterzell, wo er auf der Stör arbeitete, nach Hause. Er mochte vielleicht, weil er dem Kornschnaps kräftig zugesprochen hatte, etwas unterm Hut haben; da erwachte die Courage in ihm, und er rief ein ums andere Mal in das Gehölz: »Schindelnklieber, komm heraus!« Was geschah? Er ging lustig seiner Wege, da sah er mit einem Mal einen großen, schwarzen Hund über dem Weg liegen, dessen feuriges Auge ihn so erschrecklich anblitzte, daß es ihm eiskalt über den Rücken lief. Er bog vom Weg ab in das Gehölz, verirrte sich aber, da ihm immer die funkelnden Augen des schwarzen Hundes vorleuchteten, so sehr, daß er erst nach ausgestandenem Todesschrecken gegen die Morgendämmerung, ganz nüchtern geworden, daheim ankam.

 


 


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