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Von Georg Sabinus.
Ein Stadt am Rhein alt und bekandt, Mit Namen Speyr ist sie genannt, Dem Wormser boden sie nah leit, Mit Mauren fest sehr wol gefreyt. Man sagt, es haben Nemetes Vor Zeiten da gehabt ihrn seß! Auch seynd auß Franken hochgeborn Vier Hertzög in der Stadt verschorn, Cäsar daselbst der tapfer Heldt, Sein lager hatt in freyem feldt, Daher jhr Nam Speyer genannt, Den Griechen ist gar wol bekandt! Alda sein sitz ein Burger hett, Mit fischen er sich nehren thet: Sein Nahrung sucht er bey der nacht Im Rhein mit garn darzu gemacht. Als er sich aber auff ein zeit Bey nacht zu fischen hett bereit, Kam zu ihm an das Ufer dar Ein Man den er nit kennet zwar, Ein schwartze kutten trug er an, Wie man sieht daß die Münche han, Den Bruder grust nach alter weiß Der Fischer, forscht nach seiner reiß, Daß er sich hett bei eitler nacht So schnell zu reisen auffgemacht. Er sprach: »Ich kom ein Bott von fer, Schnell vber Rhein ist mein beger, Der Fischer sagt, Tret zu mir ein, Ich wil dich führen vber Rhein, Als sie nun waren vbergfahrn Fünff ander Münch behend da warn, Der Fischer grüst sie mit bescheidt, Fragt wo doch her gieng jhr geleidt, Daß sie der Zeit nicht hetten acht, Vnd reisten so bey eitler nacht. Der ein münch sprach, die not vns treib, Bey nacht zu retten vnsre Leib. Denn alle welt die ist vns feindt, Dieweil wir Gottesdiener seindt. Was geistlich heist, das wird veracht, Hie niemandts ist der solchs betrachte Die Welt vns gern auch gar thet hin, Wenns ihr gelüng nach ihrem sinn, Weil wir dann manchem nütz gewest, So sey du wieder freundt der best, Vnd nehm vns in den nachen dein, Führ vns in eil hin vbern Rhein. Fur solche trew dir desto mehr Zu lohn an fischen Gott bescher, Der Fischer sprach, ja jr redt wol; Sagt wer mir mein lohn geben soll, Du weist, sie sprachen, wies jzt steht, Daß schmal vnd dürr genug zugeht. Den heutigs tags gemeine Leut Den München geben keine beut, Den Opfferpfenig helt man ein, Weil einigkeit wil thewer seyn. Doch dankbarkeit du spüren solt, Wann Gott vns wieder wird seyn holdt; Als dann wir für dein arbeit schwer Dir geben wöllen desto mehr, Darauff der Fischer stieß von landt Den nachen mit sein thewren pfandt: Als nun der Nachen fürbaß gieng, Ein Wetter sie gar schnell vmbfieng. Die finstern Wolken deckten gantz Die hellen Stern mit jhrem glantz, Der Wind tobt schrecklich vmb das Schiff, Groß regen auch mit vnterlieff, Das Nächlein schier bedecket war Mit Wasserwellen gantz und gar, Sein farbe dem Fischer gleich entfiel So gar, als wenn jtzt wer sein Ziel. Sprach bey sich in dem vngemach, Was mag doch das seyn für ein sach? Kein regen ich gemerket hab, Da sich die sonn begab hinab; So ist kein schwalb nahe oder weit Geflogen auff daß Wassers breit; Kein Reyger ich gesehen hab Das Wasser fliegen auff und ab; Der Mond ist auch an seinem schein Nechten gewesen schön und rein, Auch sah die Sonn schön hell und klar, Als sie im vndergehen war. Der Fischer redt. Des Windes sauß Die wort fuhrt alle dort hinaus Auch fuhren vbers Schiff gering Die wellen, daß schier vnderging, Doch hub er auff in solcher not Sein Hände, bat vmb hülffe Gott. Der München einer sprach mit Zorn, Was liest du Gott mit bettn in ohrn, Riß ihn das ruder aus der handt Und schlug ihn, daß ers wol befandt Den Leib zerplauwt er jhm so gar, Daß nichts zum todt mehr vbrig war. Also kam endlich an den tag, Bald sahe der Himmel wider schön Deß andern tags nach der geschicht |