Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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's Kindamärl von de Erba

(zu Hause im Altmühltal)

Von J. A. Pangkofer, niedergeschrieben nach einer Jugenderinnerung

        Um a Kudern voll Erba,
De s' selba hab'n brockt,
Sand eahna drei Kinderl
Im Kroas umagnockt,

Und eifri habn s' gnaschelt
Und gschnufelt dazua,
De zwoa kloana Deanderl
Und da noh kloana Bua.

Rundum is da Wald
Um den graserlgrean Schlag,
Und rauf aus da Leiten
Schaugt dem Hüathaus sei Dach.

Durch de Sambama blinkatzt
Von zhöchst rei wia Gold
Da Sunna sei Schein
Und im Wasen si molt.

Und Platzerln, so schön
Wia dea Schlag in da Häng'
Mit da Weitsicht ins Tal,
De gibt's net in da Meng.

Weil noh de drei Kinderl
So naschen mit Giar,
Woaß Gott, wia des gschehgn –
Da sand eahna viar.

A wundaliabs Büaberl
Mit Flügerl und Schein
Sitzt zwischen de Deanderl
Und lachelt so fein.

Da Sepperl dasiacht 'n,
Da gibt's eahm an Riß,
Doh glei sagt a hoamlat:
»Geh, Engerl, geh iß!«

Ös dearft's enk net wundarn,
Es is a so halt,
Und d' Kinda und d' Engerl,
De kenna si bald.

Und 's Engerl sagt schmunzlad:
»Ös Gschwisterl, ös kloan,
Ob oans ebba woaß,
Wia d' Erberl sand woan?«

Da röckan s' de Köpferl
Neugiarli und schaugn
Dem Engerl afs Malerl
Mit de Rehböckelaugn.

»Daselbn, wia 's Herr Jeserl«,
Hat iatz 's Engerl dazählt,
»Zwischen Öchsel und Eserl
Is kemma af d' Welt,

Daselbn viel kloans Gsinderl
Hat sei kurzleifis Lebn
Für 's winzi Christkinderl
Scho sterbad hergebn.

Da Herodes, da Kini,
Da bluatige Mann,
Hat lassen wia wini
De Kinderl abtan.

's Christkinderl wa drunta,
So hat ma eahm b'richt,
Daweil des a Wunda
Ins Mohreland hat g'flücht.

Viel Müatta, viel tausad,
Habn d' Augn gwoant rot
Iba 'n Kinderln, o grausat,
Eahnan blutinga Tod.

In Loadn is, in schwara,
Hahn s' gjammert und gschrian;
Wo hinfallt a Zahra,
Tuat a Bleamerl aufblüahn.

Aus de Bleamerl habn müassen
Wern bluatrote Biar
Voll Duft und voll Süaßen,
De schönste Waldziar.

Und d' Winderl habn tragn
Den Sam umanand,
Wia d' Christlehr mit de Tagn
Kimmt a aa in jeds Land.

Für de Kinda, de kloana,
De Biarl sand bstimmt,
Daß net an 's sell Woana
Is Andenka vokimmt.

De Zahra, de bittan,
De d' Müatta tuan woan
Mit hoamlinga Zittan
Füar eahnane Kloan,

De macha s' so glückli,
Wann d' Kinda anschlagn,
Und sand noh daquickli
In Urahndel Tagn.« –

Mit de Augn und de Herzerl,
Net sched mit de Ohrn,
Hahn d' Kinderl aufglust,
Und koa Wort habn s' volorn.

Doh weil se si bsinna,
Sand s' wieda alloa,
Und Erba bluatrot
Decka Wasen und Stoa.

Küahglockna, de läuten
Iatz eini vom Sam,
Und d' Kinda dawacha
Als wiar aus an Tram.

A Wohlgruch runduma
Wiar a Kornwölkerl fliagt,
Und zwischen den Gipfeln
A Schein afiziahgt.

De Kinda den Kindan
Habn 's Gschichtel dazählt
Nacha furt als a ghoams
In de kloan Kindawelt.

I hab's von mein Brüaderl,
Mei Schwesterl vo miar,
Habn's ananda zuagraundelt,
Wia ma gsuacht habn de Biar.

Vieltausad vogessan's,
Miar aha is's bliebn,
Daß's ebba net abstirbt,
Hab' i's endli aufgschriebn.

Vielleicht is's net recht,
Und i möcht' scho schia moan,
A sellas feins Märl
Ghörat sched füa de Kloan.

Vo da Unschuld geht's aus,
Und da Unschuld kimmt's zua,
Und bracht hat's vom Himmel
Da kloa Engerlbua.

 


 


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