Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Der Tanz der Siebener zu Kreuzwertheim

Von J. Ruttor

                  Was ist für ein Klagen im Dorfe?
Was deutet des Glöckleins Klang? –
Es wütet der Tod, ach, der Schwarze,
Durch alle Häuser entlang.

Und immer grimmiger hauset
Des Schwarzen Todes Kraft;
Fast alle liegen im Grabe,
Er hat sie weggerafft.

Die Häuser stehen entleeret,
Sind ihre Bewohner ja tot.
Acht Nachbarn nur begrüßen
Einst noch das Morgenrot.

Sie teilen die Güter der andern
Und werden Achtherren genannt;
Sie waren reich geworden
An Häusern und an Land.

Bald raffte der Tod auch diese
Hinweg ins öde Grab;
Sie mußten von sich legen
Des Lebens Wanderstab.

Und als der letzte der Achter
Sein Ende nahe sah,
Da standen sieben Söhne
Vor seinem Bette da.

Er teilte die reiche Habe
Den Söhnen aus und spricht:
»Vergesset, liebe Kinder,
Der bösen Zeiten nicht.

Doch freut euch des Wechsels der Zeiten,
Wenn jährlich der Mai sich erneut;
Hinaus zum Walde ziehet
Und singt ein Lied erfreut.

Des Waldes schönste Eiche
Laßt fallen unteren Beil,
Mit Weibern und mit Kindern
Tanzt um ihn eine Weil'.

Das Geld, das ihr draus löset,
Vertrinkt dabei voll Lust,
An diesem Tag soll freuen
Sich hier jedwede Brust.«

Der Alte schloß die Augen,
Sein Wille ward erfüllt;
Am ersten Tag des Maien
Ward jedes Leid verhüllt.

Da ward getanzt, gejubelt,
Da ward so froh gezecht;
Der Siebner Tanz vererbte
Sich auf das junge Geschlecht.

Noch heute, wenn der Maimond
Erscheint im Blütenkranz,
Wird in dem Land gefeiert
Der lust'gen Siebner Tanz.

 


 


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