Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Die Wolfshenker

Im Jahre 1685 bekamen die Ansbacher den Spitznamen »Wolfshenker«. Es starb nämlich Michael Leicht, ältester Bürgermeister und Kastenpfleger in Ansbach, und der sah, wie das gemeine Volk glaubte, von seinem Dachfenster aus seinem Leichenbegängnis nach und wurde in einen Wolf verwandelt.

Dieser Wolfmensch lief nun über ein Vierteljahr lang wütend in der Umgegend von Windsbach, zwei Meilen von Ansbach, herum, zerriß und fraß vier Kinder, verwundete mehrere Leute und setzte alles in Furcht und Schrecken, so daß sich niemand mehr allein und ohne Gewehr übers Feld zu gehen getraute. Es wurde von Jägern und Bauern lange, obwohl vergebens, nach ihm gestreift, bis er endlich bei der Verfolgung eines Hahns selbst in einen leeren Brunnen fiel, in dem er von den herzugelaufenen Landleuten mit Prügeln und Steinen getötet wurde.

Er wurde nun am 10. Oktober nach Ansbach gebracht, es wurde ihm die Schnauze abgehauen und dafür ein Schönbart oder eine Larve angelegt, eine Perücke aufgesetzt und ein Rock von gewichster Leinwand angezogen; und so wurde dieser Wolfmensch auf dem Nürnberger Berg vor Ansbach (bei der heutigen Windmühle oder dem Langischen Heimweg) an einem Schnellgalgen gehenkt. Die Haut hatte man ihm zuvor abgezogen und ausgestopft und in die Ansbacher Kunstkammer gebracht. Hierüber kamen damals folgende Reime auf:

 


 


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